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Am 31.8.2022 fand der zweite Fach- und Erfahrungsaustausch in St. Gallen statt.

Alle Anwesenden üben die Rolle als Delegierte*r aus, in einer Organisation welche nach der Soziokratischen Kreisorganisation Methode (SKM) organisiert ist.

Nach der Ankommensrunde zeichneten alle die Kreisstruktur ihrer Organisation auf. Diese Struktur wieder mal auf ein Blatt zu zeichnen, erzeugte bereits eine unerwartete Klarheit und erleichterte den Austausch mit den Teilnehmenden aus den anderen Organisationen.

Herausforderungen wie Team-Meinung sammeln und gut vertreten, sich nicht verlieren bei vielfältigen Themen im allgemeinen Kreis und die Möglichkeit, sich rechtzeitig vorzubereiten, wurden benannt.

Die Reflektion der Ausführung der Rolle über die Organisationsgrenzen hinaus wurde geschätzt. Weitere Anlässe zur Reflektion von Rollen und Praktiken der SKM wurden von den Teilnehmenden begrüsst.

Praxisaustausch über gelebte Soziokratie in Dornbirn. Unternehmen aus verschiedenen Branchen (Energie, IT-Dienstleistung, Bildung, Soziale Arbeit und der Produktion) teilen ihr Praxiswissen aus bis zu 10-jähriger Erfahrung.

 

Gemeinsame Erkenntnisse: Soziokratie…

 …entlastet die Führungskräfte

…teilt Verantwortung und Macht

…lässt in Krisen hierarchische Führung zu (gestützt durch die Grundsatzentscheide und Vertrauen)

…klärt, wer was wie entscheidet

…verbindet die Menschen, dies ist tragfähiger als nackte Synchronisation von Teams

…macht sprachfähig für schwierige Themen und wichtige Lösungen

…benötigt Zeit, Geld und Geduld (für Arbeit am System)

…ist harte Arbeit mit Schwierigkeiten und Erfolgen

…braucht viel Selbstdisziplin und bringt viel Selbstwirksamkeit

…lässt andere Methoden in der Ausführung zu, macht diese aber oft überflüssig, da genügend Klarheit und Ausrichtung vorhanden ist, welche durch die Grundsatzentscheide erzeugt wird

…ist kein einjähriges Projekt, sondern der Startpunkt zur lernenden Organisation

Am Nachmittag vom 8. März 2022 lud das Soziokratie Zentrum Schweiz zum Fach- und Erfahrungsaustausch in Winterthur ein. Die Agenda war vorbereitet und gemeinsam starteten wir mit der Ankommensrunde. Das Format der Konsentmoderation war allen vertraut, da die Teilnehmenden in soziokratisch organisierten Betrieben arbeiten.

In Kleingruppen gestalteten wir auf Flipcharts Bilder und sammelten Informationen über die unterschiedlichen Organisationen. Sehr aufmerksam lauschten wir alle den Ausführungen. Angeregt wurden Fragen ausgetauscht und jeder konnte sich ein Bild von den unterschiedlichen Organisationen mit der jeweiligen Kreisstruktur machen. Auch der Stand der Implementierung, sowie der eigenen Beheimatung und eigene Rolle/ Aufgabe im Kreis wurden geteilt. Dies bot einen guten Übergang zum Hauptthema dem Fortschrittsbericht. Der Fortschrittsbericht ist ein fixer TOP einer Kreisversammlung. Doch warum ist er so wichtig? Dieser Frage widmeten wir uns an diesem Nachmittag.

In Zweiergruppen sammelten die Teilnehmenden die «Gemeinsamkeiten» sowie «Unterschiede» zu ihren eigenen Erfahrungen mit Fortschrittsberichten und der Umsetzung der Theorie. Auf Zettel hielten die Teilnehmenden Erkenntnisse fest und tauschten im Plenum darüber aus.  Alle Teilnehmenden waren den ganzen Nachmittag über sehr aktiv in der Auseinandersetzung und hielten zum Schluss ihre AHA’s fest. Nebst dem Teilen von Anregungen und Ideen für kommende Fach- und Erfahrungsaustausche teilten wir alle unsere Messung in der Abschlussrunde mit.

Der Fach- und Erfahrungsaustausch wurde von den Teilnehmenden aus 4 soziokratisch geführten Organisationen sehr geschätzt. Vor allem der Austausch untereinander, die Einblicke in andere Organisationen war sehr spannend und lehrreich.
„Auch wenn die Organisationen sehr unterschiedlich sind, wird die Soziokratie im grossen Ganzen gleich gelebt“
„Wir sind nicht alleine unterwegs – es ist schön zu erfahren, dass auch andere Organisationen soziokratisch unterwegs sind“
„Ich nehme einiges mit, dass ich bei uns einbringen möchte“

Wir freuen uns bereits auf den nächsten Fach- und Erfahrungsaustausch, der im Herbst 2022 stattfinden wird.

Brigitta Buomberger und Susan Ritter

Wir werden oft gefragt: Wo sind sie denn, diese Organisationen die Soziokratie eingeführt haben und es auch wirklich funktioniert? Hier stellen wir euch ein weiteres Pionierprojekt vor.
Die Schuleinheit Rychenberg in Winterthur (Schweiz) hat die vergangenen 3 Jahre den Transformationsprozess hin zu einer umfassenden soziokratischen Organisationsform durchlebt und die Soziokratie durchgehend eingeführt. Dieses Pionierprojekt in Kontext einer öffentlichen Schule mit ca 700 Kindern von Kindergarten bis Oberstufe und ca 75 Lehrpersonen wurde begleitet von Suzanne Käser (Projektleitung) und Anja Ritter, beide zertifizierte Soziokratie Expertinnen. Wir sind beeindruckt vom Mut und Durchhaltewillen der Co-Schulleitung sowie des gesamten Lehrer*innen Teams! Es ist gelungen und wir freuen uns gemeinsam über diese Tatsache. Hier ein Bericht der Co-Schulleitung zu dieser gelungenen Transformation. Er wurde im Buch ’Schule 21 macht glücklich’ veröffentlicht. Sehr lesenswert.

Fallstudie “Schule 21 macht glücklich” als PDF

Update März 2022: Wir freuen uns, euch bald die neu verantwortliche Person für unsere Ausbildungsadministration im Soziokratie Zentrum Schweiz vorzustellen.


Wir suchen im Soziokratie Zentrum Schweiz ab Februar/März 2022 für die vielseitige und spannende Ausbildungsadministration im Rahmen einer 20% Anstellung einen Menschen, der mit Freude und grosser Selbstständigkeit in unserem Zentrum mitarbeiten möchte.

[email protected] kann Ihnen detaillierte Auskunft geben.
Ihre Bewerbung senden Sie gerne an [email protected]

Dezember 2021 / Brigitta Buomberger

Am 11. Juni 2021 hat der erste Supervisionstag in der Schweiz in Luzern stattgefunden unter der Leitung von Suzanne Käser, CSE Ausbildnerin und Trainerin der Module 1-7. Es waren Teilnehmer*innen aus drei CSE-Jahrgängen und aus zwei deutschsprachigen Ländern vertreten. Die Themen waren dementsprechend vielfältig. Die Teilnehmer*innen haben spannende methodische Vorgehen gewählt und selber aktiv eingebracht, sogar spazierend haben wir intensiv gearbeitet! Und wir haben eine super Zeit erlebt, inhaltlich ebenso wie in Bezug auf die Jahrgangsübergreifende Verbindung untereinander. Zudem wurde der Zertifizierungsbericht über die Einführung von SKM bei der Organisation Bioland e.V von Christine Brandmeier vorgestellt und diskutiert. Mit Blick auf den Vierwaldstättersee und die wunderschöne Kulisse des Luzerner Seebeckens waren Energietiefs kein Thema.

Und wir werden es wiederholen! Auch im Sommer 2022 findet erneut ein Supervisionstag in Luzern statt! Wir sind sehr stolz darauf, dass die Schweiz inzwischen soviele CSE in Ausbildung hat, dass wir Gastgeberinnen sein können für diese Supervisionstage und freuen uns auch im Vorfeld bereits auf eine internationale Besetzung. Luzern ist allemal eine Reise wert, das ist weltweit hinlänglich bekannt.

Nach einem sehr erfolgreichen Jahr mit beinahe durchgehend ausgebuchten Modulen liegt nochmals ein bezauberndes Geschenk unterm Baum

Noch vor kurzem hatten wir uns im Team Schweiz unterhalten, dass wir uns so freuen über 6 Anmeldungen für das Modul 1 im Januar 2022. Wir wussten somit, dieses Modul kann stattfinden und waren sehr dankbar und zufrieden. So quasi über Nacht haben wir uns die Augen gerieben und nur noch gestaunt! Das Modul 1 ist komplett ausgebucht! Die Menschen finden uns ‘ganz von alleine’, sie melden sich aus so unterschiedlichen Kontexten an und haben so grosses Interesse an unseren schönen Modulen, dass wir nicht anders können als uns noch mehr zu freuen. Die Zusammensetzung reicht über Vertretungen aus Wirtschaft, Politik, Bierbrauerei, Amt für Wasserversorgung, öffentliche Hand, Organisationsberater*innen u.v.m. Was uns richtig freut ist die Tatsache, dass wir mit unseren Modulen den Sprung in die unterschiedlichsten Branchen geschafft haben. Es ist auch gerade dieser Mix, welcher von unseren Teilnehmer*innen so sehr geschätzt und in jedem Modul ganz besonders herausgestrichen wird.

Welch gelungene Überraschung legt das Leben uns da unter den Baum. Und es kommen immer noch welche neuen Anmeldungen hinzu die wir bereits auf das März-Modul legen dürfen. Welch eine berührende Ernte all unserer Arbeit, unseres Engagements und unser Herzenseinsatzes in der Verbreitung der Soziokratie in der Schweiz. Das wollten wir noch gerne mit euch allen teilen.

Frohe Weihnachten, einen besinnlichen Abschluss dieses speziellen Jahres und viel Freude, Gelassenheit und Zuversicht wünscht euch allen das Team vom Soziokatie Zentrum Schweiz

Soziokratie in der Praxis III am 17.6.2022

Du freust dich bestimmt wie wir schon lange auf die dritte Ausgabe der Soziokratie-in-der-Praxis-Tagung III – eine Kooperation zwischen dem Soziokratie Zentrum Bodensee und Zentrum Schweiz und der Plattform V – in Dornbirn: interessante Inputs über Organisationen und ihr Weg zur soziokratischen Kreisstruktur, ihre Erfahrungen, Meilensteine und Herausforderungen mit der Einführung der SKM, aber auch Netzwerken, fein Essen, Austausch, etc.

Update: Wir beide Gastgeberinnen haben uns entschieden, Soziokratie in der Praxis Nr. 3 jedenfalls am Freitag, 17. Juni 2022 durchzuführen. Wir bevorzugen nach wie vor die physische Durchführung und sind zuversichtlich, dass dies im Juni möglich sein wird. Falls wider Erwarten doch nicht, dann werden wir den Anlass online durchführen.

Liebe Grüsse
Suzanne Käser & Anja Ritter Leiterinnen der Soziokratie Zentren Schweiz und Bodensee

Wie gelingt Übergabe von Leitung eines Zentrums gut auf soziokratische Art und Weise? Ein Erfahrungsbericht der Leiterin des Soziokratie Zentrums Schweiz

Per 1.1.2022 lege ich das Soziokratie Zentrum Schweiz voller Freude und Vertrauen in die Hände unserer frisch gekürten Certified Sociocracy Expert Brigitta Buomberger. Wie konnte das gelingen, dass ich als Mit-Pionierin der Soziokratie in der Schweiz, Gründerin des Soziokratie Zentrums Schweiz und Leiterin dessen seit der offiziellen Gründung September 2018 diesen Weg durch und durch soziokratisch gehen konnte und zur gleichen Zeit die Leitung beibehalte bis zur offiziellen Übergabe? Ich bin selber äusserst fasziniert und beglückt, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Gerne erzähle ich hier ein paar wesentliche Stationen von diesem bereichernden und auch sehr lehrreichen Übergabeprozess.

Brigitta Buomberger ist seit ca 1 ¾ Jahren geschätztes Mitglied unseres Teams und hat zu Beginn ihrer Tätigkeit die Aufgabe freudig übernommen erste Ansprechperson zu werden für alle Arten von Interessensbekundungen unserer geschätzten Kund*innen. Diese Aufgabe hatte zuvor ich inne und wir haben eine saubere und fundierte Übergabe vorgenommen. Dieser Einstieg für ihre Mitarbeit war voll gelungen!

Wenige Wochen danach fragte mich Brigitta an einer Kreisversammlung mit grossen Augen: Suzanne, hast du denn keine Personalstrategie fürs Zentrum?? Diese Frage hatte mich im Nachgang stark beschäftigt, denn ich hatte sehr wohl eine mittelfristige Personalstrategie, steckte mit deren Kommunikation und der Entwicklung des Teams etwas fest. Anzufügen ist hier, dass die Mitarbeit im Verband sowie das Betreiben des Zentrums derzeit noch im Ehrenamt funktioniert und diese Tatsache macht eine gute sinnvolle mittelfristige Personal-Strategieplanung noch anspruchsvoller als in Kontexten wo der Ausgleich für die eingesetzte Zeit auch finanzieller Natur und basierend auf Anstellungsverpflichtung ist. Lange habe ich über Brigitta’s Frage nachgedacht und sehr aufmerksam beobachtet, wie sich das Team weiterentwickelt. Und mich vorerst still gehalten…

Als nächste Etappe auf meinem langen Weg als Leiterin des Zentrums hatten wir an der Klausur vom November 2021 im von uns allen sehr geschätzten Flörli in Olten den nächsten Schritt Richtung Wirtschaftlichkeit gewagt: Eine Ausbildungs-Administration anzustellen in einer marktüblichen bezahlten 20% Anstellung. Wir haben uns alle sehr gefreut über diesen gemeinsamen Grundsatz-Entscheid, der auch gemeinsame unternehmerische Mitverantwortung für diese Verpflichtung als Arbeitgeberin beinhaltet. Denn ich als Leiterin konnte nicht mehr mehrheitlich alleine dafür zuständig sein, die Module zu befüllen und die Angebote zu bewerben, und zwar genau so, wie wir Gründer*innen es im September 2018 aufgesetzt hatten entlang meinem Leitsatz von Gerard Endeburg: Die Soziokratie können wir nicht erfassen, wenn wir darüber lesen. Wir können sie einzig erfahren durch unser eigenes Erleben. Diese Haltung durften wir in ausnahmslos allen bisher durchgeführten Modulen erleben, die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen haben uns so sehr gefreut! Es ging auch längst nicht mehr, dass ich als Leitung noch so tief in der Ausbildungs-Admin tätig sein musste.

Ganz typisch für Pionier*innen hatte ich diesen Arbeitsüberhang übernommen und viel mehr arbeiten als alle anderen hatte mich an meine Leistungsgrenzen gebracht. Es war ein sehr gelungener soziokratischer Prozess, hier gemeinsam den nächsten Schritt Richtung Wirtschaftlichkeit zu tun und das ‘Klumpen-Risiko’ zu reduzieren.

Zur gleichen Zeit wie dieser Grundsatzentscheid getroffen wurde, zeichnete sich ab, dass zwei Mitglieder des Teams das Zentrum verlassen wollten und neue Wege gehen: Es waren dies Jeannine Brutschin und Thorsten Scherbaum. Diese Tatsache war für mich als Leitung besonders, galt es doch den guten Rahmen für eine würdige Verabschiedung mitzugestalten und zur gleichen Zeit dafür zu sorgen, dass wir alle motiviert und gut verbunden blieben. Es galt, Arbeiten neu zu verteilen, was sich durchaus als Herausforderung bekannter Art herausstellte. Und es brachen schlicht und simpel zwei Mitarbeits-Kräfte weg.

Mit Kim Jana Degen konnten wir auf 1.1.2021 unsere allseits geschätzte Ausbildung-Admin anstellen, was uns alle mit viel Freude und Stolz erfüllt hat. Für mich als Leitung: puh, nächster guter Schritt gelungen…

Zur gleichen Zeit habe ich frühzeitig bekannt gegeben, dass ich die Module 1 fürs Soziokratie Zentrum Schweiz in andere Hände legen möchte und wir konnten dafür meine liebe CSE-Arbeitskollegin Anja Ritter von Vorarlberg gewinnen. Sie ist zur gleichen Zeit die Leiterin vom Soziokratie Zentrum Bodensee. Sie hat seit Januar 2021, mit Kim Jana als neue Co-Host, viele wunderbare Module 1 durchgeführt. Es war so eine gute Lösung, dass wir dieses Setting auch für 2022 beibehalten haben. Welch guter Entscheid war das!

An unserem ersten Natur-Team-Tag am Hallwilersee im Frühsommer 2021 wurde die Spannung so gross (Jeannine bereits verabschiedet, Thorsten wurde an diesem Tag verabschiedet), dass unser Zusammenhalt auf eine echte Probe gestellt wurde. Wir konnten den Tag nicht gemeinsam abschliessen, es war eine eher verzettelte Sache, wir konnten auch nur punktuell die so dringend notwendige gute Verbindung untereinander aufnehmen, die es im Rahmen von Ehrenamt noch viel mehr braucht ausserhalb des gemeinsamen Arbeitens. Auch die dauernde Online-Situation, die Covid-Ausgangslage hat ihres dazu beigetragen.

Hier soziokratisch gut zu leiten bedeutete für mich, dieses Thema an der nächsten Kreisversammlung authentisch, ehrlich und echt einzubringen und gemeinsam als Kreis zu schauen, wie wir besser damit umgehen können. Es ist uns auch dieses Mal gelungen und wir haben umgehend einen zweiten Naturtag eingeplant, dieses Mal an der Sihl im Naturschutzgebiet vom Sihlwald.

Rund ums Feuer der Mitte sitzend habe ich meinen Kolleginnen kurz und prägnant die Entstehung des Zentrums erzählt, meine damaligen Mitgründerinnen haben ihres dazugelegt. Das war für alle sehr spannend, denn story telling (auf ganz normal Deutsch: einander die Firmengeschichte erzählen) schafft Verbindung und gegenseitiges Verständnis und integriert noch nicht integrierte Anteile. Es kamen allerdings auch heftige Messungen an meine Person adressiert sowie an meine Funktion als Leitung. Wie geht soziokatische Leitung damit konstruktiv um?

Mein Ansatz war, etwas länger spazieren zu gehen als die Natur-Coach uns Zeit gegeben hatte. Mich ganz in der Tiefe mit dem Dasein-Zweck des Soziokratie Zentrums Schweiz verbinden, meine Motivation für dessen Gründung erforschen und dann mit dem Lösungsvorschlag, der uns als Ausbildungs-Institution weiterbringt, zurück zur Gruppe. Diejenigen Rückmeldungen, die zu mir gehören in Demut annehmen, diejenigen, die nicht zu mir gehören in Verständnis stehen lassen. Meine Lösung war die Grundlage für den zweiten Teil des Naturtages. Wir konnten diesen von mir aufgezeigten Weg vertiefen, vergemeinschaften und sassen am Ende des Tages an der Sihl am Ufer mit der freudigen Erkenntnis: Eine neue Leitung wächst hier heran! Nächste Etappe in der Übergabe gut gelungen.

Bevor wir jedoch im Herbst dorthin gereist sind, habe ich den nächsten Schritt meiner mittelfristigen Personalplanung eingeleitet und im Frühling meine Mitarbeit im Verband als nächsthöheren Kreis unseres Soziokratie Zentrums Schweiz zur Disposition gestellt. Auch hier haben wir im Konsent eine Lösung gefunden, damals in der Annahme, dass es eine vorübergehende Lösung sei. Eine gelungene Adaption vom Muster war, dass wir temporär zwei Delegierte in den nächsthöheren Kreis entsandten, unsere eigenen Kreisversammlungen terminlich so angepasst hatten, dass wir die Inhalte der Verbands-KV gemeinsam gut vorbereiten konnten. Es hatte gut funktioniert und mit dem entstehenden Themenstau konnten wir gut umgehen, wussten wir doch alle, was uns als Grundsatz wichtig ist. Es ging auch hier um die breitere Verteilung der Arbeiten auf mehrere Schultern und nicht nur auf Suzanne’s Pionierinnen und Gründerinnen-Schultern, die seit Gründung 2018 ein Übermass an Arbeit bewältigt hatte, welches zu Beginn wohl so gehört, auf lange Frist jedoch einer soziokratischen Organisation ihr Überleben nicht sichert.

Erwähnenswert finde ich noch die Tatsache, dass es im Januar 2021 eine als durchaus ziemlich heftig zu bezeichnende Kreisversammlung gab, an der von den CSE i.A. moniert wurde, dass das SoZeCH sie zu wenig gut unterstütze und sie deswegen frustriert seien. Auch da brauchte sehr deutliche Worte, eine unmissverständliche Haltung und ein glasklares Verständnis von mir als Leitung, was unser Angebot ist vom Soziokratie Zentrum Schweiz. Unterstützung in der Art von Vermittlung von Implementierungsprojekten für CSE i.A. gehört nicht dazu. Denn wir sind ein Ausbildungsinstitut für die Module 1-3 und das Gesprächsleiter*innen Diplom und nicht dafür da, dafür zu sorgen, dass die CSE i.A. ihre Ausbildung gut schaffen. Ihre Frustration und ihre Messung mögen sie bitte bei der Anbieterin des Lehrganges (Soziokratie Zentrum Wien/Ö-Ost) deponieren und dort für gute Lösungen sorgen. Das war wie ein reinigendes Gewitter, für mich als Leitung eine Herausforderung, weil es galt, klar und standhaft zu bleiben, was geht und was eben nicht geht.

Zur gleichen Zeit habe ich kurz darauf mit Brigitta Kontakt aufgenommen und ihr einen Entwicklungsplan aufgezeigt. Der da hiess: ‘Der Weg ist klar: Zuerst CSE-Erstzertifzierung, dann wenn du möchtest, den Auditierungsprozess für Trainerin M1 durchlaufen, dann Trainerin M1 im SoZech werden.’ Da ich in meiner Arbeit als CSE auch die Verpflichtung hatte, CSE i.A. mit in die Projekte zu nehmen um ihnen Lernmöglichkeiten zu bieten, habe ich Brigitta in mein Implementierungsprojekt für Spital Zollikerberg eingeladen.

Dieses Jahr war für sie ein voller Erfolg und sie hat per 8.12.21 ihre Erstzertifizierung mit Bravour abgeschlossen. Ganz so, wie wir es Anfang Jahr herausgearbeitet hatten und im Kreis gemeinsam beschlossen, auch was die Nachfolge als Trainerin der M1 angeht. Auch hier habe ich für mich erkannt, wie zentral es ist für eine gute Leitung, meine unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben gut im Blick zu behalten und entsprechend transparent zu agieren. Das ermöglicht gute Mitbestimmung auf höchstem Niveau und ist eine echte soziokratische Leitungsaufgabe.

Parallel zu all diesen durchaus als turbulent zu bezeichnenden Geschehnissen haben wir ein äusserst erfolgreiches weiteres Jahr abschliessen dürfen. Das freut mich als Leitung sehr, kann ich Brigitta Buomberger doch ein gut aufgestelltes professionelles Ausbildungs-Institut übergeben welches sich am Markt in der Deutschschweiz durchaus einen guten Ruf erarbeitet hat.

Ihre Aufgabe wird es nun sein, das Unternehmertum soweit voran zu bringen, dass wir für alle getane Arbeit gute Entschädigungen bezahlen können und so aus der Pionierphase in eine fliessende Differenzierungsphase eintreten dürfen.

Da Brigitta Buomberger sehr lange Führungserfahrung aufweist, war auch die offene Wahl an der Klausur vom 27.11.21 (auf den Tag ein Jahr nach unserer letzten Klausur) eine sehr berührende Sache! Nicht nur die Führungserfahrung wurde gewünscht und anerkannt, auch ihre feinfühlige Art, auf Menschen zuzugehen, verschiedene Positionen gut miteinander zu verbinden, das Menschliche und das soziokratisch Fachliche im Blick zu haben und für mich als bisherige Leitung weiss ich, dass sie ein sehr gutes Verständnis entwickelt hat, welche Angebote wir im SoZeCH haben und dadurch auch Raum für neue kreative Produkte entsteht. Auf diese Zeit freue ich mich sehr.

Geht es doch auch darum, das Community Building in der Schweiz weiter auszubauen und all den Menschen die unsere schönen Module so sehr schätzen eine spannende Plattform für Vernetzung zu bieten. Ebenso möchten wir den CSE in Ausbildung im deutschsprachigen und französischsprachigen Raum interessante Angebote machen, damit sie gut verbunden mit dem Soziokratie Zentrums Schweiz unterwegs sein können.

Diese Geschichten und dazugehörige Erkenntnisse waren ein kleiner Auszug aus meinen Erfahrungen als soziokratische Leitung und Pionierin/Gründerin des Soziokratie Zentrums Schweiz. Noch viel mehr an spannenden und tiefen Erkenntnissen fliesst in den innovativen Lehrgang ‘Wachstum & Weiterentwicklung für Führung’ ein, der am 31. Mai bis 1. Juni 2022 mit dem Kick-off beginnt. Weitere Auskünfte gibt: [email protected]

Falls ihr das Interesse des Lesens bis hierher gehalten habt: Danke dafür.

Herzliche Grüsse von eurer Suzanne

Als ich 2017 das Modul 1 besuchte, hatte ich keinerlei Absicht, den Weg bis zur Zertifizierung als Soziokratie Expertin / Beraterin zu gehen. Die Faszination für die Möglichkeiten, welche die Konsentmoderation bietet, genügte mir vorerst. Erst ein Jahr später meldete ich mich für das Modul 2 an und kurz darauf für die Lernkreise für Gesprächsleitung / Moderation. In unserem Lernkreis war ein Teilnehmer, der mitteilte, dass er zertifizierter Soziokratie Experte werden möchte und der sich bereits für alle Module angemeldet hatte. Ich staunte über so viel Klarheit und Zielstrebigkeit. Er berichtete ebenso von seinen Erfahrungen, die er als externer Moderator bei einem Kunden gemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt, also 2018, konnte ich mir überhaupt noch nicht vorstellen ausserhalb meines vertrauten Arbeitsortes zu moderieren.

Die Aussicht auf die Implementierung in die Gesamtorganisation meines Arbeitgebers motivierte mich, die Ausbildungsmöglichkeit zur CSE konkret zu überprüfen. Die Module 3-7 schienen mir nicht allzu zeitintensiv und gut mit meiner Anstellung vereinbar. Ich besuchte das Modul 3 und wurde interne Soziokratie Trainerin und diplomierte Moderatorin. Mein Vorteil und meine Freude waren, dass ich alles Erlernte direkt in meinen beruflichen Alltag integrieren konnte, da ich inzwischen in meiner Organisation die Soziokratie weitgehendst eigenständig implementierte.

Aufgrund einer lebensbedrohenden Erkrankung eines Familienmitgliedes war ich nicht in der Lage, das geplante Modul 4 zu besuchen. Im Austausch mit zwei Kolleginnen der int. Trainerinnen Ausbildung kam der Gedanke auf, das Modul 4 gemeinsam zu einem späteren Zeitpunkt zu besuchen. Barbara Strauch anerbot sich, ein Modul 4 für uns drei Menschen durchzuführen. Unglaublich, dieses Entgegenkommen! So erlebten wir im Sommer 2019 drei äusserst intensive und humorvolle Modultage im schönen Appenzeller Vorderland: mein Zuhause als Kursort war eine neue Erfahrung. Ganz besonders war, dass wir jeweils durch unseren Permakulturgarten spazierten und die Zutaten für die gemeinsam zubereiteten Essen aussuchten und ernteten.

Die Zeit zwischen den Modulen 4 bis 7 wurde lebendig gehalten durch die Peer-Gruppen Treffen und die Supervisionstage. Als wir während eines Moduls – ohne Mitbestimmungsmöglichkeit – in Peer-Gruppen eingeteilt wurden, war der Widerstand gegen die Einteilung gross. Den Wert der Peergruppe und auch deren Zusammensetzung eröffnete sich mir erst nach und nach. Es galt einige technischen Hürden zu nehmen, bis wir uns online und als soziokratischen Kreis eingerichtet hatten. Den Austausch und die fachliche Unterstützung, insbesondere mit der Erfolgsteam Methode, wandten wir regelmässig und mit vielen Lernerfahrungen an. Wir wuchsen zu einer kleinen Gemeinschaft zusammen, bei der unsere Diversität den speziellen Reiz ausmacht.

Im 2020 trat ich im Soziokratie Zentrum Schweiz bei, um meine Begeisterung und mein Engagement für die Soziokratie mit anderen gleichgesinnten Menschen zu teilen und gegen aussen sichtbar werden zu lassen.

Die grosse Herausforderung auf meinem Weg zur Zertifizierung begann mit der Suche nach einem weiteren Implementierungsprojekt. Ich hatte mir den Rat von Barbara Strauch zu Herzen genommen und erzählte möglichst vielen Menschen von den Möglichkeiten der Soziokratie. Das waren Nachbarn, dem Physiotherapeuten während einer Behandlung, in der Familie sowieso, im Netzwerk der Ergotherapeut:innen, bei Erfa-Treffen von Institutionsleitungen und so fort. Dennoch verdankte ich es schlussendlich Suzanne Käser, die mir die Möglichkeit und Chance gab, bei einem Implementierungsprojekt zu lernen und zunehmend Verantwortung für den Beratungs- und Transformationsprozess zu übernehmen.

Das bedeutete auch mein Anstellungspensum zu reduzieren, um für das Implementierungsprojekt Zeitressourcen zu haben. Es bedeutete auch sehr viele Arbeitsstunden an den Wochenenden und Abenden um vor- und nach zubereiten, Flipcharts zu schreiben und zu dokumentieren.

Mit den Erfahrungen des zweiten Implementierungsprojektes festigte sich meine Zuversicht, in Zukunft als Soziokratie Beraterin tätig zu sein. Zusammen mit meinem Mann suchten und fanden wir einen Namen für die künftige Firma. Gegen Ende 2020 war es soweit und ich gründete eine GmbH. Beim Handelsregistereintrag sagte mir der Herr vom Amt, dass er sehr viele Firmengründungen in der Beratungsbranche erlebe und bei einigen so seine Zweifel habe, aber bei mir sei er sicher, dass ich erfolgreich sein werde. Ich verließ das Amt sehr beschwingt.
Die Weihnachts-/Neujahrstage nutzte ich um eine Homepage zu gestalten. Über familiäre Beziehungen nahm ich Kontakt mit einer Grafikerin auf. Ich hatte ein klares inneres Bild, über das was mir wichtig ist. Es sollte einen Kreis, zumindest andeutungsweise, enthalten und eine Transformation sichtbar sein. Innerhalb kurzer Zeit entwickelten wir so mein Firmenlogo.

Im Sommer 2021 beschloss ich, die Weiterbildung noch in diesem Jahr offiziell abzuschließen. Ich investierte wiederum viele Stunden für das Schreiben eines Entwurfes des Zertifizierungsberichts. Suzanne Käser hatte mich mehrmals ermahnt, meine Erfahrungen mit der Soziokratie jeweils schriftlich festzuhalten, was mir beim Schreiben des Berichtes zugutekam.

Gross war meine Neugierde auf die Rückmeldungen von Barbara Strauch zu meinem Bericht. Beim Lesen der vielen Bemerkungen, Anregungen und Fragen von Barbara geriet ich ins Staunen. Ich realisierte, dass sie sich intensiv und aufmerksam, bestimmt über mehrere Stunden, mit meinem Bericht auseinandergesetzt und alle Ungereimtheiten entdeckt hatte. Ich empfand das als grosse Wertschätzung und Chance, noch einmal dazu zu lernen.
Dieselbe Wertschätzung durfte ich in meinem Zertifizierungs- und Entwicklungsgesprächs erfahren. Nach jahrzehntelanger beruflicher Tätigkeit erlebte ich zum ersten Mal, dass sich Menschen Zeit genommen haben, mir sehr differenzierte Rückmeldungen über meine geleistete Arbeit und meine persönliche Entwicklung zu geben. Ein berührendes Erlebnis.

Rückblickend kann ich sagen, dass der Weg zur Certified Sociocracy Expert sehr intensiv war. Einiges habe ich mir selbst erarbeitet und war oft alleine unterwegs; schlussendlich jedoch war der Weg eine Gemeinschaftswanderung. Dank der Unterstützung und dem grossen Engagement von der österreichischen Pionierin Barbara Strauch und der schweizerischen Pionierin Suzanne Käser und in der Verbundenheit mit vielen weiteren Menschen aus dem beruflichen und persönlichen Umfeld kann ich in Dankbarkeit auf die gemachten Erfahrungen zurückblicken und gestärkt und freudig auf dem weiteren Weg unterwegs sein.

Dezember 2021 / Brigitta Buomberger