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Wie gelingt Übergabe von Leitung eines Zentrums gut auf soziokratische Art und Weise? Ein Erfahrungsbericht der Leiterin des Soziokratie Zentrums Schweiz

Per 1.1.2022 lege ich das Soziokratie Zentrum Schweiz voller Freude und Vertrauen in die Hände unserer frisch gekürten Certified Sociocracy Expert Brigitta Buomberger. Wie konnte das gelingen, dass ich als Mit-Pionierin der Soziokratie in der Schweiz, Gründerin des Soziokratie Zentrums Schweiz und Leiterin dessen seit der offiziellen Gründung September 2018 diesen Weg durch und durch soziokratisch gehen konnte und zur gleichen Zeit die Leitung beibehalte bis zur offiziellen Übergabe? Ich bin selber äusserst fasziniert und beglückt, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Gerne erzähle ich hier ein paar wesentliche Stationen von diesem bereichernden und auch sehr lehrreichen Übergabeprozess.

Brigitta Buomberger ist seit ca 1 ¾ Jahren geschätztes Mitglied unseres Teams und hat zu Beginn ihrer Tätigkeit die Aufgabe freudig übernommen erste Ansprechperson zu werden für alle Arten von Interessensbekundungen unserer geschätzten Kund*innen. Diese Aufgabe hatte zuvor ich inne und wir haben eine saubere und fundierte Übergabe vorgenommen. Dieser Einstieg für ihre Mitarbeit war voll gelungen!

Wenige Wochen danach fragte mich Brigitta an einer Kreisversammlung mit grossen Augen: Suzanne, hast du denn keine Personalstrategie fürs Zentrum?? Diese Frage hatte mich im Nachgang stark beschäftigt, denn ich hatte sehr wohl eine mittelfristige Personalstrategie, steckte mit deren Kommunikation und der Entwicklung des Teams etwas fest. Anzufügen ist hier, dass die Mitarbeit im Verband sowie das Betreiben des Zentrums derzeit noch im Ehrenamt funktioniert und diese Tatsache macht eine gute sinnvolle mittelfristige Personal-Strategieplanung noch anspruchsvoller als in Kontexten wo der Ausgleich für die eingesetzte Zeit auch finanzieller Natur und basierend auf Anstellungsverpflichtung ist. Lange habe ich über Brigitta’s Frage nachgedacht und sehr aufmerksam beobachtet, wie sich das Team weiterentwickelt. Und mich vorerst still gehalten…

Als nächste Etappe auf meinem langen Weg als Leiterin des Zentrums hatten wir an der Klausur vom November 2021 im von uns allen sehr geschätzten Flörli in Olten den nächsten Schritt Richtung Wirtschaftlichkeit gewagt: Eine Ausbildungs-Administration anzustellen in einer marktüblichen bezahlten 20% Anstellung. Wir haben uns alle sehr gefreut über diesen gemeinsamen Grundsatz-Entscheid, der auch gemeinsame unternehmerische Mitverantwortung für diese Verpflichtung als Arbeitgeberin beinhaltet. Denn ich als Leiterin konnte nicht mehr mehrheitlich alleine dafür zuständig sein, die Module zu befüllen und die Angebote zu bewerben, und zwar genau so, wie wir Gründer*innen es im September 2018 aufgesetzt hatten entlang meinem Leitsatz von Gerard Endeburg: Die Soziokratie können wir nicht erfassen, wenn wir darüber lesen. Wir können sie einzig erfahren durch unser eigenes Erleben. Diese Haltung durften wir in ausnahmslos allen bisher durchgeführten Modulen erleben, die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen haben uns so sehr gefreut! Es ging auch längst nicht mehr, dass ich als Leitung noch so tief in der Ausbildungs-Admin tätig sein musste.

Ganz typisch für Pionier*innen hatte ich diesen Arbeitsüberhang übernommen und viel mehr arbeiten als alle anderen hatte mich an meine Leistungsgrenzen gebracht. Es war ein sehr gelungener soziokratischer Prozess, hier gemeinsam den nächsten Schritt Richtung Wirtschaftlichkeit zu tun und das ‘Klumpen-Risiko’ zu reduzieren.

Zur gleichen Zeit wie dieser Grundsatzentscheid getroffen wurde, zeichnete sich ab, dass zwei Mitglieder des Teams das Zentrum verlassen wollten und neue Wege gehen: Es waren dies Jeannine Brutschin und Thorsten Scherbaum. Diese Tatsache war für mich als Leitung besonders, galt es doch den guten Rahmen für eine würdige Verabschiedung mitzugestalten und zur gleichen Zeit dafür zu sorgen, dass wir alle motiviert und gut verbunden blieben. Es galt, Arbeiten neu zu verteilen, was sich durchaus als Herausforderung bekannter Art herausstellte. Und es brachen schlicht und simpel zwei Mitarbeits-Kräfte weg.

Mit Kim Jana Degen konnten wir auf 1.1.2021 unsere allseits geschätzte Ausbildung-Admin anstellen, was uns alle mit viel Freude und Stolz erfüllt hat. Für mich als Leitung: puh, nächster guter Schritt gelungen…

Zur gleichen Zeit habe ich frühzeitig bekannt gegeben, dass ich die Module 1 fürs Soziokratie Zentrum Schweiz in andere Hände legen möchte und wir konnten dafür meine liebe CSE-Arbeitskollegin Anja Ritter von Vorarlberg gewinnen. Sie ist zur gleichen Zeit die Leiterin vom Soziokratie Zentrum Bodensee. Sie hat seit Januar 2021, mit Kim Jana als neue Co-Host, viele wunderbare Module 1 durchgeführt. Es war so eine gute Lösung, dass wir dieses Setting auch für 2022 beibehalten haben. Welch guter Entscheid war das!

An unserem ersten Natur-Team-Tag am Hallwilersee im Frühsommer 2021 wurde die Spannung so gross (Jeannine bereits verabschiedet, Thorsten wurde an diesem Tag verabschiedet), dass unser Zusammenhalt auf eine echte Probe gestellt wurde. Wir konnten den Tag nicht gemeinsam abschliessen, es war eine eher verzettelte Sache, wir konnten auch nur punktuell die so dringend notwendige gute Verbindung untereinander aufnehmen, die es im Rahmen von Ehrenamt noch viel mehr braucht ausserhalb des gemeinsamen Arbeitens. Auch die dauernde Online-Situation, die Covid-Ausgangslage hat ihres dazu beigetragen.

Hier soziokratisch gut zu leiten bedeutete für mich, dieses Thema an der nächsten Kreisversammlung authentisch, ehrlich und echt einzubringen und gemeinsam als Kreis zu schauen, wie wir besser damit umgehen können. Es ist uns auch dieses Mal gelungen und wir haben umgehend einen zweiten Naturtag eingeplant, dieses Mal an der Sihl im Naturschutzgebiet vom Sihlwald.

Rund ums Feuer der Mitte sitzend habe ich meinen Kolleginnen kurz und prägnant die Entstehung des Zentrums erzählt, meine damaligen Mitgründerinnen haben ihres dazugelegt. Das war für alle sehr spannend, denn story telling (auf ganz normal Deutsch: einander die Firmengeschichte erzählen) schafft Verbindung und gegenseitiges Verständnis und integriert noch nicht integrierte Anteile. Es kamen allerdings auch heftige Messungen an meine Person adressiert sowie an meine Funktion als Leitung. Wie geht soziokatische Leitung damit konstruktiv um?

Mein Ansatz war, etwas länger spazieren zu gehen als die Natur-Coach uns Zeit gegeben hatte. Mich ganz in der Tiefe mit dem Dasein-Zweck des Soziokratie Zentrums Schweiz verbinden, meine Motivation für dessen Gründung erforschen und dann mit dem Lösungsvorschlag, der uns als Ausbildungs-Institution weiterbringt, zurück zur Gruppe. Diejenigen Rückmeldungen, die zu mir gehören in Demut annehmen, diejenigen, die nicht zu mir gehören in Verständnis stehen lassen. Meine Lösung war die Grundlage für den zweiten Teil des Naturtages. Wir konnten diesen von mir aufgezeigten Weg vertiefen, vergemeinschaften und sassen am Ende des Tages an der Sihl am Ufer mit der freudigen Erkenntnis: Eine neue Leitung wächst hier heran! Nächste Etappe in der Übergabe gut gelungen.

Bevor wir jedoch im Herbst dorthin gereist sind, habe ich den nächsten Schritt meiner mittelfristigen Personalplanung eingeleitet und im Frühling meine Mitarbeit im Verband als nächsthöheren Kreis unseres Soziokratie Zentrums Schweiz zur Disposition gestellt. Auch hier haben wir im Konsent eine Lösung gefunden, damals in der Annahme, dass es eine vorübergehende Lösung sei. Eine gelungene Adaption vom Muster war, dass wir temporär zwei Delegierte in den nächsthöheren Kreis entsandten, unsere eigenen Kreisversammlungen terminlich so angepasst hatten, dass wir die Inhalte der Verbands-KV gemeinsam gut vorbereiten konnten. Es hatte gut funktioniert und mit dem entstehenden Themenstau konnten wir gut umgehen, wussten wir doch alle, was uns als Grundsatz wichtig ist. Es ging auch hier um die breitere Verteilung der Arbeiten auf mehrere Schultern und nicht nur auf Suzanne’s Pionierinnen und Gründerinnen-Schultern, die seit Gründung 2018 ein Übermass an Arbeit bewältigt hatte, welches zu Beginn wohl so gehört, auf lange Frist jedoch einer soziokratischen Organisation ihr Überleben nicht sichert.

Erwähnenswert finde ich noch die Tatsache, dass es im Januar 2021 eine als durchaus ziemlich heftig zu bezeichnende Kreisversammlung gab, an der von den CSE i.A. moniert wurde, dass das SoZeCH sie zu wenig gut unterstütze und sie deswegen frustriert seien. Auch da brauchte sehr deutliche Worte, eine unmissverständliche Haltung und ein glasklares Verständnis von mir als Leitung, was unser Angebot ist vom Soziokratie Zentrum Schweiz. Unterstützung in der Art von Vermittlung von Implementierungsprojekten für CSE i.A. gehört nicht dazu. Denn wir sind ein Ausbildungsinstitut für die Module 1-3 und das Gesprächsleiter*innen Diplom und nicht dafür da, dafür zu sorgen, dass die CSE i.A. ihre Ausbildung gut schaffen. Ihre Frustration und ihre Messung mögen sie bitte bei der Anbieterin des Lehrganges (Soziokratie Zentrum Wien/Ö-Ost) deponieren und dort für gute Lösungen sorgen. Das war wie ein reinigendes Gewitter, für mich als Leitung eine Herausforderung, weil es galt, klar und standhaft zu bleiben, was geht und was eben nicht geht.

Zur gleichen Zeit habe ich kurz darauf mit Brigitta Kontakt aufgenommen und ihr einen Entwicklungsplan aufgezeigt. Der da hiess: ‘Der Weg ist klar: Zuerst CSE-Erstzertifzierung, dann wenn du möchtest, den Auditierungsprozess für Trainerin M1 durchlaufen, dann Trainerin M1 im SoZech werden.’ Da ich in meiner Arbeit als CSE auch die Verpflichtung hatte, CSE i.A. mit in die Projekte zu nehmen um ihnen Lernmöglichkeiten zu bieten, habe ich Brigitta in mein Implementierungsprojekt für Spital Zollikerberg eingeladen.

Dieses Jahr war für sie ein voller Erfolg und sie hat per 8.12.21 ihre Erstzertifizierung mit Bravour abgeschlossen. Ganz so, wie wir es Anfang Jahr herausgearbeitet hatten und im Kreis gemeinsam beschlossen, auch was die Nachfolge als Trainerin der M1 angeht. Auch hier habe ich für mich erkannt, wie zentral es ist für eine gute Leitung, meine unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben gut im Blick zu behalten und entsprechend transparent zu agieren. Das ermöglicht gute Mitbestimmung auf höchstem Niveau und ist eine echte soziokratische Leitungsaufgabe.

Parallel zu all diesen durchaus als turbulent zu bezeichnenden Geschehnissen haben wir ein äusserst erfolgreiches weiteres Jahr abschliessen dürfen. Das freut mich als Leitung sehr, kann ich Brigitta Buomberger doch ein gut aufgestelltes professionelles Ausbildungs-Institut übergeben welches sich am Markt in der Deutschschweiz durchaus einen guten Ruf erarbeitet hat.

Ihre Aufgabe wird es nun sein, das Unternehmertum soweit voran zu bringen, dass wir für alle getane Arbeit gute Entschädigungen bezahlen können und so aus der Pionierphase in eine fliessende Differenzierungsphase eintreten dürfen.

Da Brigitta Buomberger sehr lange Führungserfahrung aufweist, war auch die offene Wahl an der Klausur vom 27.11.21 (auf den Tag ein Jahr nach unserer letzten Klausur) eine sehr berührende Sache! Nicht nur die Führungserfahrung wurde gewünscht und anerkannt, auch ihre feinfühlige Art, auf Menschen zuzugehen, verschiedene Positionen gut miteinander zu verbinden, das Menschliche und das soziokratisch Fachliche im Blick zu haben und für mich als bisherige Leitung weiss ich, dass sie ein sehr gutes Verständnis entwickelt hat, welche Angebote wir im SoZeCH haben und dadurch auch Raum für neue kreative Produkte entsteht. Auf diese Zeit freue ich mich sehr.

Geht es doch auch darum, das Community Building in der Schweiz weiter auszubauen und all den Menschen die unsere schönen Module so sehr schätzen eine spannende Plattform für Vernetzung zu bieten. Ebenso möchten wir den CSE in Ausbildung im deutschsprachigen und französischsprachigen Raum interessante Angebote machen, damit sie gut verbunden mit dem Soziokratie Zentrums Schweiz unterwegs sein können.

Diese Geschichten und dazugehörige Erkenntnisse waren ein kleiner Auszug aus meinen Erfahrungen als soziokratische Leitung und Pionierin/Gründerin des Soziokratie Zentrums Schweiz. Noch viel mehr an spannenden und tiefen Erkenntnissen fliesst in den innovativen Lehrgang ‘Wachstum & Weiterentwicklung für Führung’ ein, der am 31. Mai bis 1. Juni 2022 mit dem Kick-off beginnt. Weitere Auskünfte gibt: [email protected]

Falls ihr das Interesse des Lesens bis hierher gehalten habt: Danke dafür.

Herzliche Grüsse von eurer Suzanne

Als ich 2017 das Modul 1 besuchte, hatte ich keinerlei Absicht, den Weg bis zur Zertifizierung als Soziokratie Expertin / Beraterin zu gehen. Die Faszination für die Möglichkeiten, welche die Konsentmoderation bietet, genügte mir vorerst. Erst ein Jahr später meldete ich mich für das Modul 2 an und kurz darauf für die Lernkreise für Gesprächsleitung / Moderation. In unserem Lernkreis war ein Teilnehmer, der mitteilte, dass er zertifizierter Soziokratie Experte werden möchte und der sich bereits für alle Module angemeldet hatte. Ich staunte über so viel Klarheit und Zielstrebigkeit. Er berichtete ebenso von seinen Erfahrungen, die er als externer Moderator bei einem Kunden gemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt, also 2018, konnte ich mir überhaupt noch nicht vorstellen ausserhalb meines vertrauten Arbeitsortes zu moderieren.

Die Aussicht auf die Implementierung in die Gesamtorganisation meines Arbeitgebers motivierte mich, die Ausbildungsmöglichkeit zur CSE konkret zu überprüfen. Die Module 3-7 schienen mir nicht allzu zeitintensiv und gut mit meiner Anstellung vereinbar. Ich besuchte das Modul 3 und wurde interne Soziokratie Trainerin und diplomierte Moderatorin. Mein Vorteil und meine Freude waren, dass ich alles Erlernte direkt in meinen beruflichen Alltag integrieren konnte, da ich inzwischen in meiner Organisation die Soziokratie weitgehendst eigenständig implementierte.

Aufgrund einer lebensbedrohenden Erkrankung eines Familienmitgliedes war ich nicht in der Lage, das geplante Modul 4 zu besuchen. Im Austausch mit zwei Kolleginnen der int. Trainerinnen Ausbildung kam der Gedanke auf, das Modul 4 gemeinsam zu einem späteren Zeitpunkt zu besuchen. Barbara Strauch anerbot sich, ein Modul 4 für uns drei Menschen durchzuführen. Unglaublich, dieses Entgegenkommen! So erlebten wir im Sommer 2019 drei äusserst intensive und humorvolle Modultage im schönen Appenzeller Vorderland: mein Zuhause als Kursort war eine neue Erfahrung. Ganz besonders war, dass wir jeweils durch unseren Permakulturgarten spazierten und die Zutaten für die gemeinsam zubereiteten Essen aussuchten und ernteten.

Die Zeit zwischen den Modulen 4 bis 7 wurde lebendig gehalten durch die Peer-Gruppen Treffen und die Supervisionstage. Als wir während eines Moduls – ohne Mitbestimmungsmöglichkeit – in Peer-Gruppen eingeteilt wurden, war der Widerstand gegen die Einteilung gross. Den Wert der Peergruppe und auch deren Zusammensetzung eröffnete sich mir erst nach und nach. Es galt einige technischen Hürden zu nehmen, bis wir uns online und als soziokratischen Kreis eingerichtet hatten. Den Austausch und die fachliche Unterstützung, insbesondere mit der Erfolgsteam Methode, wandten wir regelmässig und mit vielen Lernerfahrungen an. Wir wuchsen zu einer kleinen Gemeinschaft zusammen, bei der unsere Diversität den speziellen Reiz ausmacht.

Im 2020 trat ich im Soziokratie Zentrum Schweiz bei, um meine Begeisterung und mein Engagement für die Soziokratie mit anderen gleichgesinnten Menschen zu teilen und gegen aussen sichtbar werden zu lassen.

Die grosse Herausforderung auf meinem Weg zur Zertifizierung begann mit der Suche nach einem weiteren Implementierungsprojekt. Ich hatte mir den Rat von Barbara Strauch zu Herzen genommen und erzählte möglichst vielen Menschen von den Möglichkeiten der Soziokratie. Das waren Nachbarn, dem Physiotherapeuten während einer Behandlung, in der Familie sowieso, im Netzwerk der Ergotherapeut:innen, bei Erfa-Treffen von Institutionsleitungen und so fort. Dennoch verdankte ich es schlussendlich Suzanne Käser, die mir die Möglichkeit und Chance gab, bei einem Implementierungsprojekt zu lernen und zunehmend Verantwortung für den Beratungs- und Transformationsprozess zu übernehmen.

Das bedeutete auch mein Anstellungspensum zu reduzieren, um für das Implementierungsprojekt Zeitressourcen zu haben. Es bedeutete auch sehr viele Arbeitsstunden an den Wochenenden und Abenden um vor- und nach zubereiten, Flipcharts zu schreiben und zu dokumentieren.

Mit den Erfahrungen des zweiten Implementierungsprojektes festigte sich meine Zuversicht, in Zukunft als Soziokratie Beraterin tätig zu sein. Zusammen mit meinem Mann suchten und fanden wir einen Namen für die künftige Firma. Gegen Ende 2020 war es soweit und ich gründete eine GmbH. Beim Handelsregistereintrag sagte mir der Herr vom Amt, dass er sehr viele Firmengründungen in der Beratungsbranche erlebe und bei einigen so seine Zweifel habe, aber bei mir sei er sicher, dass ich erfolgreich sein werde. Ich verließ das Amt sehr beschwingt.
Die Weihnachts-/Neujahrstage nutzte ich um eine Homepage zu gestalten. Über familiäre Beziehungen nahm ich Kontakt mit einer Grafikerin auf. Ich hatte ein klares inneres Bild, über das was mir wichtig ist. Es sollte einen Kreis, zumindest andeutungsweise, enthalten und eine Transformation sichtbar sein. Innerhalb kurzer Zeit entwickelten wir so mein Firmenlogo.

Im Sommer 2021 beschloss ich, die Weiterbildung noch in diesem Jahr offiziell abzuschließen. Ich investierte wiederum viele Stunden für das Schreiben eines Entwurfes des Zertifizierungsberichts. Suzanne Käser hatte mich mehrmals ermahnt, meine Erfahrungen mit der Soziokratie jeweils schriftlich festzuhalten, was mir beim Schreiben des Berichtes zugutekam.

Gross war meine Neugierde auf die Rückmeldungen von Barbara Strauch zu meinem Bericht. Beim Lesen der vielen Bemerkungen, Anregungen und Fragen von Barbara geriet ich ins Staunen. Ich realisierte, dass sie sich intensiv und aufmerksam, bestimmt über mehrere Stunden, mit meinem Bericht auseinandergesetzt und alle Ungereimtheiten entdeckt hatte. Ich empfand das als grosse Wertschätzung und Chance, noch einmal dazu zu lernen.
Dieselbe Wertschätzung durfte ich in meinem Zertifizierungs- und Entwicklungsgesprächs erfahren. Nach jahrzehntelanger beruflicher Tätigkeit erlebte ich zum ersten Mal, dass sich Menschen Zeit genommen haben, mir sehr differenzierte Rückmeldungen über meine geleistete Arbeit und meine persönliche Entwicklung zu geben. Ein berührendes Erlebnis.

Rückblickend kann ich sagen, dass der Weg zur Certified Sociocracy Expert sehr intensiv war. Einiges habe ich mir selbst erarbeitet und war oft alleine unterwegs; schlussendlich jedoch war der Weg eine Gemeinschaftswanderung. Dank der Unterstützung und dem grossen Engagement von der österreichischen Pionierin Barbara Strauch und der schweizerischen Pionierin Suzanne Käser und in der Verbundenheit mit vielen weiteren Menschen aus dem beruflichen und persönlichen Umfeld kann ich in Dankbarkeit auf die gemachten Erfahrungen zurückblicken und gestärkt und freudig auf dem weiteren Weg unterwegs sein.

Dezember 2021 / Brigitta Buomberger

Stephan Rusconi ist Coach und Organisationsberater BSO. In seinem Artikel berichtet er davon, wie er die Soziokratiemodule erlebt hat und teilt seine Erkenntnisse zur Frage, was ein Transistor mit der Soziokratie zu tun hat.

Wir danken ihm für den bereichernden Einblick.Bericht von Stephan Rusconi
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Am 29. September 2021 wurde mir, Suzanne Käser, mit viel Freude vom Zertifizierungskomitee die Re-Zertifizierung anerkannt. Ich habe den Prozess für diese Re-Zertifizierung nach 4 Jahren intensiver Arbeit als CSE als sehr wertvoll erlebt. Das Anwenden der dynamischen Steuerung für meine eigene Arbeit über den Zeitraum von 4 Jahren hat mich in eine gute und auch tiefe Reflexion gebracht. Ich hatte mir genug Zeit genommen unter anderem zu erforschen: Was waren die Gründe damals, als ich den Grundsatz gefällt hatte, als CSE in die Selbständigkeit einzusteigen? Welche Werte habe ich mir damals zugrunde gelegt? Konnte ich diesen Werten treu bleiben und hat es die angedachte Wirkung für die Kund*innen sowie für mich ermöglicht?

Bei meiner Re-Zertifizierung wurden erstmals überhaupt Kunden-Rückmeldungen miteinbezogen. Dafür bedanke ich  mich herzlich bei:

  • Günter Scheffknecht, Leiter R&D bei S.I.E Lustenau
  • Andreas Artlich, Chefarzt, Kinder-/Jugendklinik Ravensburg
  • Andres Keller, CEO von PAWI Verpackungen, Winterthur

Ihre fundierten Rückmeldungen haben mich gestärkt, den Grundsatz meine Tätigkeit als CSE beizubehalten, weiterzuverfolgen.

Meine Erkenntnis über allem: Die Wirkungsweise der SKM ist dann so genial, wenn ich sie selbst in jeder Handlung umsetze und meine eigenen Erfahrungen für die Arbeit mit den Menschen transformiere und zugänglich mache. Dann erblüht sie und entfaltet ihre Wirkung auf wundersame Weise.

Stets habe ich Gerard Endenburg strahlende Augen in meinem Herzen, als ich ihn anlässlich der Eröffnung des Soziokratie Zentrum Österreich im 2012 fragte: Gerard, es sollte vielmehr Literatur geben die die Soziokratie beschreibt! Seine liebevolle Antwort war: Suzanne, die Soziokratie können wir nicht erfassen, wenn wir darüber lesen. Wir können sie einzig erfahren durch unser eigenes Erleben. Diesen Leitsatz trage ich bei all meiner Arbeit fest in mir. Sei es bei den Implementierungsprojekten, sei es bei meiner Arbeit als Trainerin und Ausbildnerin in den schönen Modulen des Soziokratie Zentrum Schweiz und für die CSE-Ausbildung.

In meinem persönlichen Logbuch steht also: Grundsatz erneuert für die nächsten 3 Jahre als CSE zu arbeiten und Pionier-Organisationen und insbesondere mutige und hochgradig innovative Führungskräfte zu begleiten auf diesem intensiven Transformationsprozess, der die Einführung der Soziokratie in der Tiefe zur Folge hat.

Herzliche Grüsse sendet, Suzanne Käser

Amara von der Gemeinschaft Wandelhof in Gümmenen schreibt

Zum ersten Mal bin ich in einem Verein mit Soziokratie in Berührung gekommen, als ich Teil einer offenen Wahl war. Mich hat das Vorgehen fasziniert und ich wollte mehr über die Soziokratie erfahren. Bei Recherchen im Internet bin ich auf Kim Jana Degen gestossen und habe Sie für eine Online-Inputveranstaltung für unsere Gemeinschaft engagiert. Mir schien die Art der Organisation und Entscheidungsfindung ideal für eine Gruppe die sich als Gemeinschaft zusammenfindet und schon von Natur aus nicht die üblichen Hierarchiestufen hat. Über Kim Jana bin ich zum Soziokratie Zentrum Schweiz gekommen und habe mich für das erste Modul angemeldet. Obwohl es Online war, was ich eigentlich nicht mag, war es absolut super und ich habe viel gelernt. hier weiterlesen Wir haben dann auch in unserer Genossenschaft die offene Wahl des Vorstandes inkl. Präsidium ausprobiert, was wirklich eine tolle Erfahrung für die Gruppe war. Auch für Entscheidungsfindungen in herausfordernden Themen wie z.B. der Absegnung des Leitbildes in geschriebener Form oder der Organisation eines Festes probierten wir die Entscheidungsfindung im Konsent. Nach dem Modul 1 war für mich auch klar, dass ich noch mehr lernen wollte.
Im Modul 2 hat mir sehr gefallen, dass wir mit einer Kleingruppe ein konkretes, echtes Projekt bearbeiteten und so selber Erfahrungen sammeln konnten. Das hat mich total motiviert bei uns in der Gemeinschaft mehr davon einzubringen und es hat mir so gut gefallen, dass ich entschieden habe, die Ausbildung zur soziokratischen Gesprächsleiterin zu absolvieren.  Ich habe auch gemerkt, dass es in einer Gruppe wichtig ist, dass sich mehrere Menschen der Gruppe konkret und vertieft mit der Soziokratie beschäftigen wollen, damit die neue Form richtig Fuss fassen kann. Dazu sehe ich auch die Notwendigkeit bei einer wirklichen Einführung der Organisationsform der Soziokratie eine externe Begleitung zur Unterstützung beizuziehen. Vorerst ist unsere Gruppe gerade noch nicht soweit. Ich habe jedoch nun den ersten Lernkreis besucht und merke, dass jede Begegnung mit der Soziokratie mein Verstehen vertieft. Die Ausbildung beim Soziokratie Zentrum Schweiz ist sehr praxisorientiert, konkrete Beispiele werden behandelt, der Austausch untereinander ist bereichernd und wertschätzend. Ich freue mich auf ein weiteres Eintauchen.

Abschied von der aktiven Mitarbeit im Soziokratie Zentrum Schweiz

 

Die Soziokratie als zukunftsweisendes Organisationsmodell in die Schweiz bringen und vielen Menschen zugänglich machen – das war meine Motivation, um im Januar 2018 auf Initiative von Suzanne Käser Mitgründerin des Soziokratie Zentrums Schweiz zu werden. Schon bald darauf reisten wir zu dritt nach Amsterdam, ins Geburtsland der Soziokratie, und ich kam in Kontakt mit Kolleg*innen aus Holland, Deutschland und Österreich. In enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum Österreich brachten wir die Ausbildung in die Schweiz. Seit 2019 bietet das Soziokratie Zentrum Schweiz Anwender*innenmodule und die Ausbildung bis zur soziokratischen Gesprächsleiter*in mit Diplom an. Die Ausbildungsmodule sind sehr gut besucht, und ich habe durch meine Arbeit als Assistenz-Trainerin viele spannende Menschen aus den unterschiedlichsten beruflichen Umfeldern kennenlernen dürfen. 

Jetzt ist es Zeit für mich weiterzugehen. Ich habe eine neue hauptberufliche Tätigkeit bei der VillageOffice Genossenschaft angenommen und arbeite bei der Entwicklung regionaler Coworking Spaces und der Förderung neuer Arbeitsformen mit. Hier gehört die Soziokratie natürlich mit dazu!

Es ist mir eine grosse Freude, dass es uns Pionier*innen gelungen ist, mit dem Zentrum für die Soziokratie in der Schweiz eine solide Basis aufzubauen. Mit dem Team, das die Entwicklung weiterführt, bleibe ich in enger Freundschaft verbunden. Und mein Engagement für die Soziokratie geht weiter: In Ausbildung zur angehenden Soziokratie-Expertin kann ich in Zukunft Organisationen bei der Einführung dieses mir so wertvollen Organisationsmodells begleiten. Ich freue mich sehr, mit vielen von euch weiterhin in Kontakt zu sein.

Viel Austausch, Freude, Vernetzung, Erstaunen und Zuversicht erlebten wir, Daniela Gütlin, Suzanne Käser und Anja Ritter vom Soziokratie Zentrum an der Praxistagung „Selbstorganisation“ am 20. und 21. Juni 2019 in Basel. Der Einladung von Mobile Basel und der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW folgten rund 150 Teilnehmer*innen aus den verschiedensten Bereichen – Soziale Arbeit, Wirtschaft, Wissenschaft, Unternehmensberatung, Management, Gesundheit und Pflege, Öffentlicher Dienst, Militär, uvm. 

Auf dem Foto: Stefan Eugster-Stamm und Pasqual Wagner von Mobile Basel; Urs Kaegi von der FH-NW-Schweiz (Gastgeber des Netzwerktreffens), Anja Ritter, Suzanne Käser und Daniela Gütlin vom SoZe, Enno Schmidt von der Initiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen Schweiz.

Alle brachten großes Interesse und Neugier bezüglich des Themas Selbstorganisation mit. Neben den Keynotes gab es in verschiedenen Workshops und Gesprächsformaten vielfältige Möglichkeiten sich in einem tollen Ambiente mit den anderen Teilnehmenden inhaltlich auszutauschen und zu vernetzen. Für uns war eine Erkenntnis zentral, die wir auch in unserer Arbeit / in der Begleitung von Organisationen hin zur Selbstorganisation immer wieder erfahren: Die Soziokratie funktioniert, weil sie einen zutiefst menschenorientierten Ansatz verfolgt und mit nur vier Basisprinzipien die gesamte Transformation hin zur Selbstorganisation möglich macht. 

Wie ein roter Faden  zogen sich durch die gelungenen Ansätze zur Umsetzung der Selbstorganisation folgende Faktoren:

  •   eine gemeinsame Vision bzw. eine gemeinsame Sinnorientierung
  •   mutige Führungspersonen, die auch unkonventionelle Wege gehen und als bestärkende Kraft den Prozess hin zur Selbstorganisation unterstützen
  •   viel Vertrauen und Wertschätzung
  •   geeignete Formen und Methoden Entscheidungen zu treffen
  •   und vor allem Zeit den Weg für den eigenen Transformationsprozess  zu finden und gemeinsam zu gehen.

In allen vorgestellten Organisationen war die Begleitung durch Personen außerhalb der Organisation ein Schlüsselfaktor für das Gelingen, insbesondere was die Unterstützung der Führungspersonen, GründerInnen und sonstigen InitiatorInnen anbelangt.

Es war deutlich zu sehen, dass auf ganz unterschiedlichen Ebenen Ansätze zur Selbstorganisation ausprobiert werden und Führungskräfte die Chance von Machtverteilung und Verantwortungsübernahme durch die Mitarbeitenden erkennen und Wege entwickeln, dies umzusetzen – was uns natürlich freut. Auch die Soziokratie war vielen Teilnehmenden ein Begriff, auch wenn dieser z.T. unterschiedlich ausgelegt wurde.

Die Website der Tagung www.netzwerkselbstorganisation.net soll in Zukunft als Plattform dienen, um Menschen mit Interesse am Thema auch international zu vernetzen. Sie ist noch in Entstehung.

Konsent, Offene Wahl, Kreisstruktur und Doppelte Kopplung

Suzanne Käser (CSE – Zertifizierte Soziokratie-Expertin) erklärt Schritt für Schritt die 4 Basisprinzipien der Soziokratie. Herzlichen Dank an das Unternehmen S.I.E. für das Video.

Ein sehr gelungener Start ins Neue Jahr des Soziokratiezentrums Schweiz ist das ausgebuchte Modul 1 vom Januar 2019. Die Nachfrage ist so gross, dass wir ein zusätzliches Modul 1 in Bern (4.-5. Februar 2019) anbieten. Es freut uns, dass das Angebot rege genutzt wird und wir sind bereit und voller freudiger Power für das, was kommt.

An unserem Retraite-Tag im Dezember haben wir gut hingeschaut, wie die Ausrichtung für die kommenden Monate sein wird. Systemische Aufstellungsarbeit, Grundsatz-Entscheidungen für die nächsten Schritte und eine effiziente Organisation der Ausführung haben sich dabei einmal mehr als wertvolle Vorgehensweise erwiesen.

Am 20. September 2018 war es soweit: Das Schweizer Team feierte die offizielle Gründung des Vereins Soziokratie Zentrum Schweiz. Die Gründungsmitglieder Suzanne Käser, Nina Gellersen, Christina Tschopp und Jeannine Brutschin freuen sich nach langer Vorbereitung über den gelungenen Start. In enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum Österreich wird das Schweizer Zentrum, unter der Leitung von Suzanne Käser, ab Januar 2019 die Module 1 bis 3 in Zürich, Bern und Luzern anbieten. Es ist bereits möglich, die Ausbildung bis Stufe Gesprächsleiterdiplom in der Schweiz zu absolvieren. Zusätzlich freut sich das Schweizer Team über die Premiere, Modul 1 und 2 neu in englischer Sprache einem erweiterten Publikum zugänglich zu machen! Mehr Informationen bald auf der Webseite www.soziokratiezentrum.ch.