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Kurz nach 20 Uhr nimmt die Teilnehmendenzahl auf dem Bildschirm schnell ab und die Profilbilder verschwinden. Dann wird der ganze Zoom-Bildschirm dunkel. Das war’s. Die erste deutschsprachige Soziokratie-Konferenz ist zu Ende. Zum ersten Mal veranstaltete das Team von Soziokratie für Alle (https://www.sociocracyforall.org/) eine Online-Konferenz zur Soziokratie auf deutsch. Unter dem Motto „Every Voice Matters“ kamen rund 100 Teilnehmende am 13. Oktober 2022 von 13-20 Uhr zusammen.

Die Teilnehmenden erwartete eine Vielzahl von unterschiedlichen Themen und Perspektiven rund um die Soziokratie. Insgesamt 18 Speaker sorgten mit ihren Impulsen für einen breiten wie fachlich tiefen Wissenstransfer und für den gemeinsamen Austausch. Organisiert wie ein Barcamp, hatte man die Qual der Wahl zwischen parallel stattfindenden 45-minütigen Impulsen, die selbstbestimmt besucht werden konnten.

 

Screenshot der Sofa-Konferenz per zoom

 

Wer noch zweifelte, ob Soziokratie etwas für Industrieunternehmen sein könnte, dessen Zweifel wurden direkt zu Anfang von Siegfried Vogel (SIE Solutions), einem der ersten Impulsgebenden, zerstreut. SIE Solutions startete den 7-stufigen Wandelprozess 2016 mit dem Ziel den Unternehmenserfolg nachhaltig zu sichern indem vorhandenes Potential aktiviert und Zusammenhalt und Anpassungsfähigkeit gefördert werden sollten. Spannend war der Mix aus Inspirationen, die den Wandel begleiteten: Stafford Beer (Viable System Model), Niels Pfläging (Komplexität, Beyond Budgeting), John Kotter (u.a. Leading Change) und Toke Paludan Moeller (Art of Hosting). Die SKM wurde nachhaltig verankert und trug zur positiven Umsatzentwicklung bei. Barbara Strauch, Mitgründerin des Verbands deutschsprachiger Soziokratiezentren und des Soziokratiezentrums Österreich unterstützte Siegfried Vogel als Co-Host.

 

„Soziokratie schafft es, in Komplexität zu guten Lösungen zu kommen.“

 

Die Perspektiven aus systemischer Sicht und aus der Psychologie brachten die Soziokratie-Expertinnen (Certified Sociocracy Expert, CSE) Katharina Lechthaler und Brigitta Buomberger, mit je einem Impuls in die Konferenz. Katharina betrachtete die 4 Basisprinzipien der Soziokratie im Kontext des Wertedreiecks und der systemischen Grundsätze von Organisationen (Insa Sparrer/Matthias Varga von Kibéd). Brigitta, Leitung Soziokratie Region Schweiz und u.a. Trauma-Therapeutin, thematisierte die „psychologische Sicherheit“ als Erfolgsfaktor eines Teams und wie diese in einer soziokratischen Moderation wirkt.

Wer den Bioland e.V. kennt, wird sich freuen zu hören, dass der Verein seine Strukturen soziokratisch ausgerichtet hat. Matthias Hermle berichtete, warum Selbstorganisation für Bioland am besten passt und Partizipation der Schlüssel für eine effektive Zusammenarbeit für den Verein, der mehr als 10.000 Mitglieder hat, ist. 2019 startete Bioland die Einführung soziokratischer Entscheidungsstrukturen und hat – Stand 2022 – die Führungsstruktur dahingehend erfolgreich verändert.

 

„Lernerfahrung: „Offene Wahl ist etwas für Fortgeschrittene.“

 

Wie Soziokratie und Kirche zusammengehen kann, zeigte Christian Rüther am Veränderungsprozess „Heute bei Dir“ des Bistums Aachen. Im Rahmen des synodalen Weges wurden hier Beschlussvorlagen erarbeitet und per Konsent darüber entschieden. Um diese gemeinsamen Entscheidungen formal umsetzungsfähig zu machen, wurde ein zeitlich befristetes Mit-Entscheidungsfenster geschaffen, indem der Bischof mit einer freiwilligen Dispens die Hierarchie der Bischofsdomäne aufhob. Anja Ritter, Leitung Soziokratiezentrum Bodensee und CSE und Brigitte Brandmeir, Bioland e.V. stiegen fachlich tief in die „doppelte Kopplung“ innerhalb der soziokratischen Organisationsstruktur ein und zeigten am Bioland-Beispiel, wie diese in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann.

Weitere Impulsgeber*innen zeigten anhand verschiedener Praxisbeispiele wie Soziokratie in der Schule, in Vereinen, in Genossenschaften und auch zu Hause erfolgreich funktionieren kann. Ein weiteres Highlight der Konferenz war der Impuls von Elsa Breit, Universität Siegen, der (paradoxe) Spannungen in radikal selbstorganisierten Unternehmen betrachtete. In ihrer Dissertation untersucht sie betriebliche Organisationsformen wie die Soziokratie im Hinblick auf Empowerment, Partizipation und Selbstorganisation der Mitarbeiter*innen, deren Einbindung in Entscheidungsprozesse und Vernetzung im Unternehmen.

Zum Schluss enthüllte Ted Rau, der gemeinsam mit Pia Rohn, Ulli Nagel und Christian Rüther die Konferenz organisiert hatte, eine tolle Neuigkeit: SociocracyForAll bietet Klimaaktivist*innen kostenlose Soziokratie-Trainings an. Zur Zeit ist die englische Version des Trainings verfügbar, die deutsche Version (auch kostenlos) gibt es ab Nov./Dez. – mehr Infos: https://learn.sociocracyforall.org/Group-decision-making-for-climate-activists/

Wer noch mehr Insights zur Konferenz haben möchte – hier findet ihr alle Präsentationen: https://www.sociocracyforall.org/de/soziokratie-konferenz-2022/

Danke an das Sofa-Team, dass ihr diese tolle Konferenz auf die Beine gestellt habt! Es wäre klasse, wenn es 2023 eine Neuauflage geben würde.

 

Daniela Röcker
Soziokratiezentrum Bodensee e.V.

 

 

 

 

 

 

 

 

Originalbericht unter: ORF.at 

9. Oktober 2020, 19.39 Uhr

Klassensprecher-Wahl mit mehr Bewusstsein

In der Mittelschule Bregenz-Schendlingen hat die Wahl des Klassensprechers dieses Jahr anders stattgefunden. Es zählten letztendlich die Argumente und nicht die Anzahl der Stimmen. Ziel ist es, den Schülern Wahlprozesse näher zu bringen.

Im Rahmen des Fachs „Politische Bildung“ legten die Schülerinnen und Schüler zuerst gemeinsam Aufgaben und Fähigkeiten fest, die eine Klassensprecherin oder ein Klassensprecher haben muss. Danach wurden die Kandidatinnen und Kandidaten nominiert – Namen alleine reichten aber nicht, die Vorschläge mussten auch begründet werden.

Förderung der politischen Bildung

Die Politikverdrossenheit steigt, die Wahlbeteiligung sinkt. In Vorarlbergs Schulen versucht man im Fach „Politische Bildung“ etwas dagegen zu tun.

Ein Ziel dieser Vorgehensweise ist es, dass die Jugendlichen erkennen, dass nicht die Beliebtheit in der Klasse ausschlaggebend ist, sondern die Eignung für diese Funktion. Die Wahl erfolgte nach dem Konsent-Prinzip. Das bedeutet, dass jener Vorschlag gilt, bei dem es keine schwerwiegenden Einsprüche mehr gibt.

Mehr zu den Angeboten zu Soziokratie in Schulen:

Lisa Praeg: https://www.kollaborationskultur.com

Gyuri Bárány: https://gyuribarany.at/

Zum dritten Mal wurde die Ausbildung für „Interne SKM-Trainer*innen“ in Wörgl angeboten.
15 Teilnehmende aus 8 verschiedenen soziokratischen Organisationen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, lernten während ihres eigenen Implementierungsprozesses, ein internes SKM-Team in ihrer Organisation aufzubauen, das von einem externen CSE begleitet wurde.

Die Ausbildung im Umfang von 2 x 3 Tagen, enthält neben der Festigung der Gesprächsleitungs-Kompetenzen auch die Themen:

  • Wie schule ich ein Team in der SKM?
  • Wie führe ich Intervisionsgruppen für die Prozessrollen ein?
  • Wie trainiere ich die soziokratische Gesprächsleitung in den Teams?

 

Tipp:

Auch diese neuen „Internen SKM-TrainerInnen“ werden zum nächsten Netzwerktag der soziokratischen Organisationen am 29.2.2020 in Dornbirn eingeladen, bei dem sich interne TrainerInnen aus inzwischen 20 soziokratischen Organisationen treffen. Alle diese soziokratischen Schulen, Wohnprojekte, Unternehmen und Soziale Einrichtungen – auch zwei Kliniken gehören dazu – sind bereits mind. in der Phase 3 ihres Implementierungsprozesses und haben ein internes SKM-Team aufgebaut. Am 28.2.2020 werden sich viele von ihnen beim nächsten Anwender*innen-Tag, den die Soziokratie Region Bodensee zum 2. Mal zusammen mit der Region Schweiz in Dornbirn veranstaltet, der Öffentlichkeit präsentieren.

Lisa Praeg stellte Soziokratie bei der Tagung “Partizipation und Schulentwicklung” an der PH Zürich vor

Was heißt “Partizipation ist ein Kinderrecht” konkret, und wie können Schulen Mitbestimmung ermöglichen? Diesen Fragen gingen die Teilnehmer*innen der Tagung «Partizipation – Schule – Entwicklung» nach. Es war ein spannender Austausch zwischen Forschenden und Lehrenden. Zum Beitrag der PH Zürich: https://phzh.ch/de/ueber-uns/Medien/News/2019/05/tagung-partizipation-schulentwicklung/

Einige Präsentationen wurden von den Referent*innen zur Nachlese bereitgestellt. Die Präsentation von Lisa Praeg zu “Soziokratie in Schulen” finden Sie ganz unten: https://phzh.ch/de/Forschung/Forschungsveranstaltungen/tagungen-und-workshops/tagung-partizipation–schule–entwicklung/Parallelsessions/?fbclid=IwAR3UHoG4rM80Sl9u1rTkRCBQSSj345VlcfAKV_zcSHsicFXvi2s8r04Wvm4

Viel Austausch, Freude, Vernetzung, Erstaunen und Zuversicht erlebten wir, Daniela Gütlin, Suzanne Käser und Anja Ritter vom Soziokratie Zentrum an der Praxistagung „Selbstorganisation“ am 20. und 21. Juni 2019 in Basel. Der Einladung von Mobile Basel und der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW folgten rund 150 Teilnehmer*innen aus den verschiedensten Bereichen – Soziale Arbeit, Wirtschaft, Wissenschaft, Unternehmensberatung, Management, Gesundheit und Pflege, Öffentlicher Dienst, Militär, uvm. 

Auf dem Foto: Stefan Eugster-Stamm und Pasqual Wagner von Mobile Basel; Urs Kaegi von der FH-NW-Schweiz (Gastgeber des Netzwerktreffens), Anja Ritter, Suzanne Käser und Daniela Gütlin vom SoZe, Enno Schmidt von der Initiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen Schweiz.

Alle brachten großes Interesse und Neugier bezüglich des Themas Selbstorganisation mit. Neben den Keynotes gab es in verschiedenen Workshops und Gesprächsformaten vielfältige Möglichkeiten sich in einem tollen Ambiente mit den anderen Teilnehmenden inhaltlich auszutauschen und zu vernetzen. Für uns war eine Erkenntnis zentral, die wir auch in unserer Arbeit / in der Begleitung von Organisationen hin zur Selbstorganisation immer wieder erfahren: Die Soziokratie funktioniert, weil sie einen zutiefst menschenorientierten Ansatz verfolgt und mit nur vier Basisprinzipien die gesamte Transformation hin zur Selbstorganisation möglich macht. 

Wie ein roter Faden  zogen sich durch die gelungenen Ansätze zur Umsetzung der Selbstorganisation folgende Faktoren:

  •   eine gemeinsame Vision bzw. eine gemeinsame Sinnorientierung
  •   mutige Führungspersonen, die auch unkonventionelle Wege gehen und als bestärkende Kraft den Prozess hin zur Selbstorganisation unterstützen
  •   viel Vertrauen und Wertschätzung
  •   geeignete Formen und Methoden Entscheidungen zu treffen
  •   und vor allem Zeit den Weg für den eigenen Transformationsprozess  zu finden und gemeinsam zu gehen.

In allen vorgestellten Organisationen war die Begleitung durch Personen außerhalb der Organisation ein Schlüsselfaktor für das Gelingen, insbesondere was die Unterstützung der Führungspersonen, GründerInnen und sonstigen InitiatorInnen anbelangt.

Es war deutlich zu sehen, dass auf ganz unterschiedlichen Ebenen Ansätze zur Selbstorganisation ausprobiert werden und Führungskräfte die Chance von Machtverteilung und Verantwortungsübernahme durch die Mitarbeitenden erkennen und Wege entwickeln, dies umzusetzen – was uns natürlich freut. Auch die Soziokratie war vielen Teilnehmenden ein Begriff, auch wenn dieser z.T. unterschiedlich ausgelegt wurde.

Die Website der Tagung www.netzwerkselbstorganisation.net soll in Zukunft als Plattform dienen, um Menschen mit Interesse am Thema auch international zu vernetzen. Sie ist noch in Entstehung.

Konsent, Offene Wahl, Kreisstruktur und Doppelte Kopplung

Suzanne Käser (CSE – Zertifizierte Soziokratie-Expertin) erklärt Schritt für Schritt die 4 Basisprinzipien der Soziokratie. Herzlichen Dank an das Unternehmen S.I.E. für das Video.


Es regnet im April in Griechenland. Darum findet das Modul 2 in Skala in-house statt. Der Gruppenraum ist gleichzeitig der Essraum und hier sind drei Kleingruppen mit der Ausarbeitung ihrer Kreisziele beschäftigt. Es ist bereits die zweite Generation in Griechenland unterwegs zum Gesprächsleiter-Diplom. Von den Teilnehmern des ersten Jahrgangs haben vier bereits das GL-Diplom erhalten.

Gemeinsam haben sie an drei Plätzen in Athen und Thessaloniki ein Modul 1 gegeben, gut vorbereitet mit der Hilfe von Barbara Strauch. Nun sind 9 der insgesamt 38 TeilnehmerInnen zum Modul 2 mit Barbara gekommen. Ihre frisch gebackenen TrainerInnen sind auch dabei um sich auch die Themen des M2 noch mehr zu vertiefen. In ihrer eigenen Kreisstruktur haben sie, zusammen mit 12 weiteren KollegInnen aus dem ersten Jahrgang, wertvolle Erfahrungen bei der Gründung ihres Soziokratie Zentrums sammeln. 10 von diesen 16 Griechen und Griechinnen starten kommende Woche die CSE-Ausbildung in Skala, bei Thessaloniki.

Am zweiten Tag scheint nun die Sonne. Die drei Übungsgruppen entwerfen ihre Zielverwirklichungsprozesse. Das zuvor gemeinsam erarbeitete Beispiel hat sie sehr inspiriert die Aktivitäten des eigenen Kreises nun mithilfe des ZVP konkret zu planen.

SOZIOKRATIE – Kreisstrukturen als Organisationsprinzip zur Stärkung der Mitverantwortung des Einzelnen

Wie treffen wir Entscheidungen die mitgetragen werden? Wie erhöhen wir die Beteiligung und Mitverantwortung? Was braucht es, um Selbstorganisation zu erreichen? Barbara Strauch und Annewiek Reijmer schreiben in ihrem neuen Buch (2018, Vahlen Verlag) was uns die Soziokratie dazu bereithält.Das neue Buch ist eine komplette Überarbeitung unserer ersten Publikation “Das Ende der Streitkultur” und löst dieses als Referenz im deutschsprachigen Raum ab.

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Vahlen ISBN 978-3-8006-5416-1 / 208 Seiten mit 27 Abbildungen