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Reisebericht von Barbara Strauch

Drei Wochen – drei Orte. Start in Chania, auf der Insel Kreta, dann eine Woche in Athen und zuletzt in Thessaloniki, wo am 30. Oktober 2020 der COVID-Lockdown startete. Trotzdem bin ich am 2. November sicher – und dankbar – am Vienna International Airport gelandet.

Ein Erasmus+ Soziokratie-Angebot auf Kreta

Die kleine Organisation Fractality, geleitet von Markos Perrakis, organisiert Erasmus+ Austausch-Programme in Griechenland. Markos ist einer der Pioniere des ElKeSo, des Elleniko Kentro Soziokratias, welches im Sommer 2018 seine erfolgreiche Reise in die Zukunft gestartet hatte. Bereits im April 2019 lud Markos Perrakis mich ein, zusammen mit Fractality ein 2-teiliges Soziokratie-Ausbildungsangebot für Menschen von NGOs aus allen Teilen Europas zu ermöglichen.

Von 12.-18. Oktober waren nun zum ersten Teil insgesamt 11 Teilnehmer*innen aus Deutschland, Österreich, Estland und Griechenland gekommen. 5 TN aus Litauen konnten wegen COVID-Restriktionen leider nicht nach Griechenland einreisen.

Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Chrisostomos und Stella, die beide für eine Cooperative von ca. 30 Bauern in der Umgebung von Chania in Kreta arbeiten, kostenlos an dem Erasmus+Programm teilnehmen konnten. Sie haben beide einen großen Gefallen an der SKM gefunden und werden alles daran setzen, beim zweiten CSE-Jahrga

ng, der im Juni 2021 in Griechenland startet, teilzunehmen. Das lässt hoffen, dass es bald soziokratische Organisationen auf Kreta geben wird! 

Übrigens: Das Hotel lag direkt am wunderschönen Strand, und Schwimmen im 23 Grad-warmen Meer ist Mitte Oktober herrlich!

 

Der erste griechische CSE-Jahrgang 2019 – Modul 8

Wunderschöne Nachtfahrt mit der Fähre von Chania nach Piräus/Athen. Der Bug des Riesen-Schiffes ist aus der Luke meiner Kajüte fotografiert.

Meine zweite Station war Athen, wo sich die 8 Teilnehmer*innen des CSE Jhg 2019 zu ihrem Modul 8 getroffen haben. Athen zeigte sich im Oktober von seiner besten Seite. Es ist grün, voller Bäume und Parks, warm aber nicht heiß. Mein rbnb-Appartment gegenüber dem Kinderkrankenhaus war ruhig gelegen, in Richtung der St. Thomas-Kirche mit dem großen Park rundherum. Nur die Kirchenglocken und der Gesang der Orthodoxen Priester haben mich morgens geweckt.

 Der Austausch mit den CSE in Ausbildung beim Modul 8 war enorm wichtig. Neben der ausführlichen Supervision aller Implementierungsprojekte, wurde das in den Modulen 1-7 erlernte Wissen aufgefrischt und die zukünftige Professionalität weiterentwickelt. Denn man muss auch in Griechenland als CSE erfolgreich sein können. Die ersten bezahlten Implementierungsprojekte zeigen, dass das geht. Die aktuellen soziokratischen Implementierungen sind: 

  • Eine Maschinenbau-Firma in Thessaloniki mit ca 15 Angestellten, die zur Übergabe der Verantwortung vom Vater an den Sohn mit der SKM unterstützt wurde. Alle Mitarbeitenden sind nun in die Grundsatzentscheidungen eingebunden. Begleitung: Anna Fillipou.
  • Das Jugendparlament in Thermy (nahe Thessaloniki). Begleitet von Sofia Kyprianidous und Naya Tselepi.
  • Eine Handelsgesellschaft mit 35 Mitwirkenden, konnte im letzten Jahr auf Wunsch des Eigentümers mithilfe der SKM in eine Kooperative umgewandelt werden. Mit Standorten in Athen und Thessaloniki. Begleitung: Alexandros Kostis.
  • Das „Ecological Movement of Thessaloniki“, eine 30 Jahre alte NGO, bestehend aus drei Sozial-Projekten zur Umsetzung von Solidarität und ökologischen Zielen), einer Partei und vielen Mitgliedern, konnte den Schwung der Soziokratie zur Erneuerung der Vision gut brauchen. Begleitung: Anna Fillipou.
  • Ein kleines Projekt in Thessaloniki mit 5 Mitgliedern, die Kunst-Projekte in Schulen anbieten. Begleitet von Verena Fink.
  • Ein Start-up zur Verwirklichung eines Schulprojektes in Korinth. Begleitet von Alexander Kostis.

Besonders schön war, dass bei den drei „Open Workshops“, die ebenfalls in diesen Wochen in Athen und Thessaloniki stattgefunden haben, bereits Führungskräfte der soziokratischen Organisationen anwesend waren und allen Teilnehmenden von den Erfolgen, aber auch Herausforderungen ihrer SKM-

Einführungsprozesse berichten konnten.

 

 

Das ElKeSo – Elleniko Kentro Soziokratias – in Gründung

Diese 8 und weitere 4 Mitglieder haben in den letzten zwei Jahren das ElKeSo aufgebaut

www.sociocracy.gr die Webseite ging vor ca 4 Wochen online.

Mit 12 Gründungsmitgliedern ist das ElKeSo das Mitglieder-stärkste Soziokratie-Zentrum bei der Gründung. Wir haben am 24. Oktober in Athen einen Tag zur Evaluation der Kreisstruktur verwendet. Die im letzten Jahr kreierte Struktur hat gut funktioniert. Das Ergebnis sind die Webseite, die soziokratischen Statuten, zwei Regionskreise mit zahlreichen Veranstaltungen, und der Educational-Circle, der mit 5 weiteren Diplomierten Gesprächsleiter*innen und 3 die bald ebenfalls die Voraussetzungen erfüllen, im Juni 2021 den neuen CSE-Jahrgang in Griechenland starten wird. Befüllt wird diese nächste Gruppe bereits aus den eigenen Modulen 1 + 2, die das ElKeSo seit Beginn 2020 organisiert. Aus den bereits erfahrenen CSE i.A. wurde ein Trainer*innen-Team gewählt, das die Module leitet. Alle ElKeSo-Mitglieder sind enorm motiviert, an der Verbreitung der SKM in Griechenland mit hohem Engagement mitzuwirken. Es lohnt sich, die Webseite anzuschauen. Die automatischen Website-Übersetzungsmaschinen helfen die Texte ins Deutsche zu übersetzen.

 

Jugend-Nachbarschaftsparlament in Thermy

Mein absolutes Lieblingsprojekt ist das erste soziokratische Jugend-Nachbarschaftsparlament Europas, das in der Stadt-Gemeinde Thermy bei Thessaloniki im März diesen Jahres gestartet wurde. Thermy hat 50.000 Einwohner. Da es in den letzten Jahren zunehmend Vandalismus von Jugendlichen gab, wollte man eine Veränderung für die jungen Menschen ermöglichen, an der sie direkt beteiligt sein können. 

Leider konnte das vereinbarte Treffen mit 8 jungen Representant*innen nur online stattfinden. Es war nichtsdestotrotz unglaublich berührend zu sehen, wie junge Leute zwischen 15 und 29 Jahren mithilfe der Soziokratie in ihren Dörfern und Stadtteilen damit begonnen haben, sich zusammenzutun um etwas zu bewegen. Die 8 gewählten Respresentant*innen haben unisono mit viel Dankbarkeit und Stolz berichtet, wie sehr sie von der Soziokratie begeistert sind, und was sie damit bereits alles in ihren Nachbarschaften selbstorganisiert bewegen konnten. Die ersten beiden Nachbarschaftskreise sind schon in ihr „Office“ eingezogen, das ihnen von der Stadt Thermy auf Anfrage zur Verfügung gestellt wurde. Die ersten 8 Nachbarschaftskreise werden seit dem Start, im März 2020, also unmittelbar am Beginn der COVID19-Krise, von Naya Tselepy und Sofia Kyprianidou begleitet. Weitere werden folgen. Anfang Dezember soll der erste „General Circle“ mit den Delegierten aus den Nachbarschaftskreisen stattfinden. An soziokratischen Statuten wird gearbeitet. Ob die jungen Leute auch einen Sitz im Stadtparlament bekommen werden, wird sich noch zeigen. Inzwischen schauen andere Gemeinden und Städte sehr interessiert nach Thermy, was denn hier passiert. Es gibt ein reges öffentliches Interesse und viele Artikel in Zeitungen und Sozialen Medien.

Die Initiative zu diesem soziokratischen Jugend-Nachbarschaftsparlament stammt von George Koulaouzidis, der 2018 John Buck – und die Soziokratie – auf einem Kongress in den USA kennengelernt hatte. George war bis Juni 2020 Geschäftsführer der Gemeinde Thermy, unterrichtet an der Universität in Thessaloniki und konnte den Stadtrat bewegen, dieses Projekt zu starten. Somit haben Sofia und Naya ihre ersten bezahlten Aufträge als angehende Soziokratie-Expert*innen, was ihnen große Freude macht. Neben der Coachings mit mir als ihre CSE-Mentorin, können die beiden Frauen auch auf die fachliche Unterstützung von Joseph Rathinam zurückgreifen, der als Master-Trainer für Nachbarschaftsparlamente in Indien, seine enorme Erfahrung mit Jugend- und Kinderparlamenten einbringt. Nachbarschaftsparlamente in Indien sind nicht doppelt gekoppelt. Statt dessen sind die Delegierten jederzeit rückrufbar. In Thermy löst man das mit kurzen Funktionsperioden. Bei 14 Nachbarschaftskreisen wäre der General Circle mit doppelter Koppelung sonst zu groß.

Am 6. November startete nun auch das vom SoZeÖ eingreichte und von der EU bewilligte Erasmus+Projekt „SONEC – Sociocratic Neighborhood Circles“, mit der großen Auftaktveranstaltung, die leider auch online stattfinden musste. 9 Organisationen aus 6 Europäischen Ländern waren mit insgesamt 40 Participants beim 5-tägigen Auftakt dabei. Diese Geschichte erzähle ich dann im Sommer 2021, wenn wir die ersten Schritte getan haben werden.


Es regnet im April in Griechenland. Darum findet das Modul 2 in Skala in-house statt. Der Gruppenraum ist gleichzeitig der Essraum und hier sind drei Kleingruppen mit der Ausarbeitung ihrer Kreisziele beschäftigt. Es ist bereits die zweite Generation in Griechenland unterwegs zum Gesprächsleiter-Diplom. Von den Teilnehmern des ersten Jahrgangs haben vier bereits das GL-Diplom erhalten.

Gemeinsam haben sie an drei Plätzen in Athen und Thessaloniki ein Modul 1 gegeben, gut vorbereitet mit der Hilfe von Barbara Strauch. Nun sind 9 der insgesamt 38 TeilnehmerInnen zum Modul 2 mit Barbara gekommen. Ihre frisch gebackenen TrainerInnen sind auch dabei um sich auch die Themen des M2 noch mehr zu vertiefen. In ihrer eigenen Kreisstruktur haben sie, zusammen mit 12 weiteren KollegInnen aus dem ersten Jahrgang, wertvolle Erfahrungen bei der Gründung ihres Soziokratie Zentrums sammeln. 10 von diesen 16 Griechen und Griechinnen starten kommende Woche die CSE-Ausbildung in Skala, bei Thessaloniki.

Am zweiten Tag scheint nun die Sonne. Die drei Übungsgruppen entwerfen ihre Zielverwirklichungsprozesse. Das zuvor gemeinsam erarbeitete Beispiel hat sie sehr inspiriert die Aktivitäten des eigenen Kreises nun mithilfe des ZVP konkret zu planen.