Wie gelingt Übergabe von Leitung eines Zentrums gut auf soziokratische Art und Weise? Ein Erfahrungsbericht der Leiterin des Soziokratie Zentrums Schweiz

Per 1.1.2022 lege ich das Soziokratie Zentrum Schweiz voller Freude und Vertrauen in die Hände unserer frisch gekürten Certified Sociocracy Expert Brigitta Buomberger. Wie konnte das gelingen, dass ich als Mit-Pionierin der Soziokratie in der Schweiz, Gründerin des Soziokratie Zentrums Schweiz und Leiterin dessen seit der offiziellen Gründung September 2018 diesen Weg durch und durch soziokratisch gehen konnte und zur gleichen Zeit die Leitung beibehalte bis zur offiziellen Übergabe? Ich bin selber äusserst fasziniert und beglückt, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Gerne erzähle ich hier ein paar wesentliche Stationen von diesem bereichernden und auch sehr lehrreichen Übergabeprozess.

Brigitta Buomberger ist seit ca 1 ¾ Jahren geschätztes Mitglied unseres Teams und hat zu Beginn ihrer Tätigkeit die Aufgabe freudig übernommen erste Ansprechperson zu werden für alle Arten von Interessensbekundungen unserer geschätzten Kund*innen. Diese Aufgabe hatte zuvor ich inne und wir haben eine saubere und fundierte Übergabe vorgenommen. Dieser Einstieg für ihre Mitarbeit war voll gelungen!

Wenige Wochen danach fragte mich Brigitta an einer Kreisversammlung mit grossen Augen: Suzanne, hast du denn keine Personalstrategie fürs Zentrum?? Diese Frage hatte mich im Nachgang stark beschäftigt, denn ich hatte sehr wohl eine mittelfristige Personalstrategie, steckte mit deren Kommunikation und der Entwicklung des Teams etwas fest. Anzufügen ist hier, dass die Mitarbeit im Verband sowie das Betreiben des Zentrums derzeit noch im Ehrenamt funktioniert und diese Tatsache macht eine gute sinnvolle mittelfristige Personal-Strategieplanung noch anspruchsvoller als in Kontexten wo der Ausgleich für die eingesetzte Zeit auch finanzieller Natur und basierend auf Anstellungsverpflichtung ist. Lange habe ich über Brigitta’s Frage nachgedacht und sehr aufmerksam beobachtet, wie sich das Team weiterentwickelt. Und mich vorerst still gehalten…

Als nächste Etappe auf meinem langen Weg als Leiterin des Zentrums hatten wir an der Klausur vom November 2021 im von uns allen sehr geschätzten Flörli in Olten den nächsten Schritt Richtung Wirtschaftlichkeit gewagt: Eine Ausbildungs-Administration anzustellen in einer marktüblichen bezahlten 20% Anstellung. Wir haben uns alle sehr gefreut über diesen gemeinsamen Grundsatz-Entscheid, der auch gemeinsame unternehmerische Mitverantwortung für diese Verpflichtung als Arbeitgeberin beinhaltet. Denn ich als Leiterin konnte nicht mehr mehrheitlich alleine dafür zuständig sein, die Module zu befüllen und die Angebote zu bewerben, und zwar genau so, wie wir Gründer*innen es im September 2018 aufgesetzt hatten entlang meinem Leitsatz von Gerard Endeburg: Die Soziokratie können wir nicht erfassen, wenn wir darüber lesen. Wir können sie einzig erfahren durch unser eigenes Erleben. Diese Haltung durften wir in ausnahmslos allen bisher durchgeführten Modulen erleben, die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen haben uns so sehr gefreut! Es ging auch längst nicht mehr, dass ich als Leitung noch so tief in der Ausbildungs-Admin tätig sein musste.

Ganz typisch für Pionier*innen hatte ich diesen Arbeitsüberhang übernommen und viel mehr arbeiten als alle anderen hatte mich an meine Leistungsgrenzen gebracht. Es war ein sehr gelungener soziokratischer Prozess, hier gemeinsam den nächsten Schritt Richtung Wirtschaftlichkeit zu tun und das ‘Klumpen-Risiko’ zu reduzieren.

Zur gleichen Zeit wie dieser Grundsatzentscheid getroffen wurde, zeichnete sich ab, dass zwei Mitglieder des Teams das Zentrum verlassen wollten und neue Wege gehen: Es waren dies Jeannine Brutschin und Thorsten Scherbaum. Diese Tatsache war für mich als Leitung besonders, galt es doch den guten Rahmen für eine würdige Verabschiedung mitzugestalten und zur gleichen Zeit dafür zu sorgen, dass wir alle motiviert und gut verbunden blieben. Es galt, Arbeiten neu zu verteilen, was sich durchaus als Herausforderung bekannter Art herausstellte. Und es brachen schlicht und simpel zwei Mitarbeits-Kräfte weg.

Mit Kim Jana Degen konnten wir auf 1.1.2021 unsere allseits geschätzte Ausbildung-Admin anstellen, was uns alle mit viel Freude und Stolz erfüllt hat. Für mich als Leitung: puh, nächster guter Schritt gelungen…

Zur gleichen Zeit habe ich frühzeitig bekannt gegeben, dass ich die Module 1 fürs Soziokratie Zentrum Schweiz in andere Hände legen möchte und wir konnten dafür meine liebe CSE-Arbeitskollegin Anja Ritter von Vorarlberg gewinnen. Sie ist zur gleichen Zeit die Leiterin vom Soziokratie Zentrum Bodensee. Sie hat seit Januar 2021, mit Kim Jana als neue Co-Host, viele wunderbare Module 1 durchgeführt. Es war so eine gute Lösung, dass wir dieses Setting auch für 2022 beibehalten haben. Welch guter Entscheid war das!

An unserem ersten Natur-Team-Tag am Hallwilersee im Frühsommer 2021 wurde die Spannung so gross (Jeannine bereits verabschiedet, Thorsten wurde an diesem Tag verabschiedet), dass unser Zusammenhalt auf eine echte Probe gestellt wurde. Wir konnten den Tag nicht gemeinsam abschliessen, es war eine eher verzettelte Sache, wir konnten auch nur punktuell die so dringend notwendige gute Verbindung untereinander aufnehmen, die es im Rahmen von Ehrenamt noch viel mehr braucht ausserhalb des gemeinsamen Arbeitens. Auch die dauernde Online-Situation, die Covid-Ausgangslage hat ihres dazu beigetragen.

Hier soziokratisch gut zu leiten bedeutete für mich, dieses Thema an der nächsten Kreisversammlung authentisch, ehrlich und echt einzubringen und gemeinsam als Kreis zu schauen, wie wir besser damit umgehen können. Es ist uns auch dieses Mal gelungen und wir haben umgehend einen zweiten Naturtag eingeplant, dieses Mal an der Sihl im Naturschutzgebiet vom Sihlwald.

Rund ums Feuer der Mitte sitzend habe ich meinen Kolleginnen kurz und prägnant die Entstehung des Zentrums erzählt, meine damaligen Mitgründerinnen haben ihres dazugelegt. Das war für alle sehr spannend, denn story telling (auf ganz normal Deutsch: einander die Firmengeschichte erzählen) schafft Verbindung und gegenseitiges Verständnis und integriert noch nicht integrierte Anteile. Es kamen allerdings auch heftige Messungen an meine Person adressiert sowie an meine Funktion als Leitung. Wie geht soziokatische Leitung damit konstruktiv um?

Mein Ansatz war, etwas länger spazieren zu gehen als die Natur-Coach uns Zeit gegeben hatte. Mich ganz in der Tiefe mit dem Dasein-Zweck des Soziokratie Zentrums Schweiz verbinden, meine Motivation für dessen Gründung erforschen und dann mit dem Lösungsvorschlag, der uns als Ausbildungs-Institution weiterbringt, zurück zur Gruppe. Diejenigen Rückmeldungen, die zu mir gehören in Demut annehmen, diejenigen, die nicht zu mir gehören in Verständnis stehen lassen. Meine Lösung war die Grundlage für den zweiten Teil des Naturtages. Wir konnten diesen von mir aufgezeigten Weg vertiefen, vergemeinschaften und sassen am Ende des Tages an der Sihl am Ufer mit der freudigen Erkenntnis: Eine neue Leitung wächst hier heran! Nächste Etappe in der Übergabe gut gelungen.

Bevor wir jedoch im Herbst dorthin gereist sind, habe ich den nächsten Schritt meiner mittelfristigen Personalplanung eingeleitet und im Frühling meine Mitarbeit im Verband als nächsthöheren Kreis unseres Soziokratie Zentrums Schweiz zur Disposition gestellt. Auch hier haben wir im Konsent eine Lösung gefunden, damals in der Annahme, dass es eine vorübergehende Lösung sei. Eine gelungene Adaption vom Muster war, dass wir temporär zwei Delegierte in den nächsthöheren Kreis entsandten, unsere eigenen Kreisversammlungen terminlich so angepasst hatten, dass wir die Inhalte der Verbands-KV gemeinsam gut vorbereiten konnten. Es hatte gut funktioniert und mit dem entstehenden Themenstau konnten wir gut umgehen, wussten wir doch alle, was uns als Grundsatz wichtig ist. Es ging auch hier um die breitere Verteilung der Arbeiten auf mehrere Schultern und nicht nur auf Suzanne’s Pionierinnen und Gründerinnen-Schultern, die seit Gründung 2018 ein Übermass an Arbeit bewältigt hatte, welches zu Beginn wohl so gehört, auf lange Frist jedoch einer soziokratischen Organisation ihr Überleben nicht sichert.

Erwähnenswert finde ich noch die Tatsache, dass es im Januar 2021 eine als durchaus ziemlich heftig zu bezeichnende Kreisversammlung gab, an der von den CSE i.A. moniert wurde, dass das SoZeCH sie zu wenig gut unterstütze und sie deswegen frustriert seien. Auch da brauchte sehr deutliche Worte, eine unmissverständliche Haltung und ein glasklares Verständnis von mir als Leitung, was unser Angebot ist vom Soziokratie Zentrum Schweiz. Unterstützung in der Art von Vermittlung von Implementierungsprojekten für CSE i.A. gehört nicht dazu. Denn wir sind ein Ausbildungsinstitut für die Module 1-3 und das Gesprächsleiter*innen Diplom und nicht dafür da, dafür zu sorgen, dass die CSE i.A. ihre Ausbildung gut schaffen. Ihre Frustration und ihre Messung mögen sie bitte bei der Anbieterin des Lehrganges (Soziokratie Zentrum Wien/Ö-Ost) deponieren und dort für gute Lösungen sorgen. Das war wie ein reinigendes Gewitter, für mich als Leitung eine Herausforderung, weil es galt, klar und standhaft zu bleiben, was geht und was eben nicht geht.

Zur gleichen Zeit habe ich kurz darauf mit Brigitta Kontakt aufgenommen und ihr einen Entwicklungsplan aufgezeigt. Der da hiess: ‘Der Weg ist klar: Zuerst CSE-Erstzertifzierung, dann wenn du möchtest, den Auditierungsprozess für Trainerin M1 durchlaufen, dann Trainerin M1 im SoZech werden.’ Da ich in meiner Arbeit als CSE auch die Verpflichtung hatte, CSE i.A. mit in die Projekte zu nehmen um ihnen Lernmöglichkeiten zu bieten, habe ich Brigitta in mein Implementierungsprojekt für Spital Zollikerberg eingeladen.

Dieses Jahr war für sie ein voller Erfolg und sie hat per 8.12.21 ihre Erstzertifizierung mit Bravour abgeschlossen. Ganz so, wie wir es Anfang Jahr herausgearbeitet hatten und im Kreis gemeinsam beschlossen, auch was die Nachfolge als Trainerin der M1 angeht. Auch hier habe ich für mich erkannt, wie zentral es ist für eine gute Leitung, meine unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben gut im Blick zu behalten und entsprechend transparent zu agieren. Das ermöglicht gute Mitbestimmung auf höchstem Niveau und ist eine echte soziokratische Leitungsaufgabe.

Parallel zu all diesen durchaus als turbulent zu bezeichnenden Geschehnissen haben wir ein äusserst erfolgreiches weiteres Jahr abschliessen dürfen. Das freut mich als Leitung sehr, kann ich Brigitta Buomberger doch ein gut aufgestelltes professionelles Ausbildungs-Institut übergeben welches sich am Markt in der Deutschschweiz durchaus einen guten Ruf erarbeitet hat.

Ihre Aufgabe wird es nun sein, das Unternehmertum soweit voran zu bringen, dass wir für alle getane Arbeit gute Entschädigungen bezahlen können und so aus der Pionierphase in eine fliessende Differenzierungsphase eintreten dürfen.

Da Brigitta Buomberger sehr lange Führungserfahrung aufweist, war auch die offene Wahl an der Klausur vom 27.11.21 (auf den Tag ein Jahr nach unserer letzten Klausur) eine sehr berührende Sache! Nicht nur die Führungserfahrung wurde gewünscht und anerkannt, auch ihre feinfühlige Art, auf Menschen zuzugehen, verschiedene Positionen gut miteinander zu verbinden, das Menschliche und das soziokratisch Fachliche im Blick zu haben und für mich als bisherige Leitung weiss ich, dass sie ein sehr gutes Verständnis entwickelt hat, welche Angebote wir im SoZeCH haben und dadurch auch Raum für neue kreative Produkte entsteht. Auf diese Zeit freue ich mich sehr.

Geht es doch auch darum, das Community Building in der Schweiz weiter auszubauen und all den Menschen die unsere schönen Module so sehr schätzen eine spannende Plattform für Vernetzung zu bieten. Ebenso möchten wir den CSE in Ausbildung im deutschsprachigen und französischsprachigen Raum interessante Angebote machen, damit sie gut verbunden mit dem Soziokratie Zentrums Schweiz unterwegs sein können.

Diese Geschichten und dazugehörige Erkenntnisse waren ein kleiner Auszug aus meinen Erfahrungen als soziokratische Leitung und Pionierin/Gründerin des Soziokratie Zentrums Schweiz. Noch viel mehr an spannenden und tiefen Erkenntnissen fliesst in den innovativen Lehrgang ‘Wachstum & Weiterentwicklung für Führung’ ein, der am 31. Mai bis 1. Juni 2022 mit dem Kick-off beginnt. Weitere Auskünfte gibt: [email protected]

Falls ihr das Interesse des Lesens bis hierher gehalten habt: Danke dafür.

Herzliche Grüsse von eurer Suzanne

Als ich 2017 das Modul 1 besuchte, hatte ich keinerlei Absicht, den Weg bis zur Zertifizierung als Soziokratie Expertin / Beraterin zu gehen. Die Faszination für die Möglichkeiten, welche die Konsentmoderation bietet, genügte mir vorerst. Erst ein Jahr später meldete ich mich für das Modul 2 an und kurz darauf für die Lernkreise für Gesprächsleitung / Moderation. In unserem Lernkreis war ein Teilnehmer, der mitteilte, dass er zertifizierter Soziokratie Experte werden möchte und der sich bereits für alle Module angemeldet hatte. Ich staunte über so viel Klarheit und Zielstrebigkeit. Er berichtete ebenso von seinen Erfahrungen, die er als externer Moderator bei einem Kunden gemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt, also 2018, konnte ich mir überhaupt noch nicht vorstellen ausserhalb meines vertrauten Arbeitsortes zu moderieren.

Die Aussicht auf die Implementierung in die Gesamtorganisation meines Arbeitgebers motivierte mich, die Ausbildungsmöglichkeit zur CSE konkret zu überprüfen. Die Module 3-7 schienen mir nicht allzu zeitintensiv und gut mit meiner Anstellung vereinbar. Ich besuchte das Modul 3 und wurde interne Soziokratie Trainerin und diplomierte Moderatorin. Mein Vorteil und meine Freude waren, dass ich alles Erlernte direkt in meinen beruflichen Alltag integrieren konnte, da ich inzwischen in meiner Organisation die Soziokratie weitgehendst eigenständig implementierte.

Aufgrund einer lebensbedrohenden Erkrankung eines Familienmitgliedes war ich nicht in der Lage, das geplante Modul 4 zu besuchen. Im Austausch mit zwei Kolleginnen der int. Trainerinnen Ausbildung kam der Gedanke auf, das Modul 4 gemeinsam zu einem späteren Zeitpunkt zu besuchen. Barbara Strauch anerbot sich, ein Modul 4 für uns drei Menschen durchzuführen. Unglaublich, dieses Entgegenkommen! So erlebten wir im Sommer 2019 drei äusserst intensive und humorvolle Modultage im schönen Appenzeller Vorderland: mein Zuhause als Kursort war eine neue Erfahrung. Ganz besonders war, dass wir jeweils durch unseren Permakulturgarten spazierten und die Zutaten für die gemeinsam zubereiteten Essen aussuchten und ernteten.

Die Zeit zwischen den Modulen 4 bis 7 wurde lebendig gehalten durch die Peer-Gruppen Treffen und die Supervisionstage. Als wir während eines Moduls – ohne Mitbestimmungsmöglichkeit – in Peer-Gruppen eingeteilt wurden, war der Widerstand gegen die Einteilung gross. Den Wert der Peergruppe und auch deren Zusammensetzung eröffnete sich mir erst nach und nach. Es galt einige technischen Hürden zu nehmen, bis wir uns online und als soziokratischen Kreis eingerichtet hatten. Den Austausch und die fachliche Unterstützung, insbesondere mit der Erfolgsteam Methode, wandten wir regelmässig und mit vielen Lernerfahrungen an. Wir wuchsen zu einer kleinen Gemeinschaft zusammen, bei der unsere Diversität den speziellen Reiz ausmacht.

Im 2020 trat ich im Soziokratie Zentrum Schweiz bei, um meine Begeisterung und mein Engagement für die Soziokratie mit anderen gleichgesinnten Menschen zu teilen und gegen aussen sichtbar werden zu lassen.

Die grosse Herausforderung auf meinem Weg zur Zertifizierung begann mit der Suche nach einem weiteren Implementierungsprojekt. Ich hatte mir den Rat von Barbara Strauch zu Herzen genommen und erzählte möglichst vielen Menschen von den Möglichkeiten der Soziokratie. Das waren Nachbarn, dem Physiotherapeuten während einer Behandlung, in der Familie sowieso, im Netzwerk der Ergotherapeut:innen, bei Erfa-Treffen von Institutionsleitungen und so fort. Dennoch verdankte ich es schlussendlich Suzanne Käser, die mir die Möglichkeit und Chance gab, bei einem Implementierungsprojekt zu lernen und zunehmend Verantwortung für den Beratungs- und Transformationsprozess zu übernehmen.

Das bedeutete auch mein Anstellungspensum zu reduzieren, um für das Implementierungsprojekt Zeitressourcen zu haben. Es bedeutete auch sehr viele Arbeitsstunden an den Wochenenden und Abenden um vor- und nach zubereiten, Flipcharts zu schreiben und zu dokumentieren.

Mit den Erfahrungen des zweiten Implementierungsprojektes festigte sich meine Zuversicht, in Zukunft als Soziokratie Beraterin tätig zu sein. Zusammen mit meinem Mann suchten und fanden wir einen Namen für die künftige Firma. Gegen Ende 2020 war es soweit und ich gründete eine GmbH. Beim Handelsregistereintrag sagte mir der Herr vom Amt, dass er sehr viele Firmengründungen in der Beratungsbranche erlebe und bei einigen so seine Zweifel habe, aber bei mir sei er sicher, dass ich erfolgreich sein werde. Ich verließ das Amt sehr beschwingt.
Die Weihnachts-/Neujahrstage nutzte ich um eine Homepage zu gestalten. Über familiäre Beziehungen nahm ich Kontakt mit einer Grafikerin auf. Ich hatte ein klares inneres Bild, über das was mir wichtig ist. Es sollte einen Kreis, zumindest andeutungsweise, enthalten und eine Transformation sichtbar sein. Innerhalb kurzer Zeit entwickelten wir so mein Firmenlogo.

Im Sommer 2021 beschloss ich, die Weiterbildung noch in diesem Jahr offiziell abzuschließen. Ich investierte wiederum viele Stunden für das Schreiben eines Entwurfes des Zertifizierungsberichts. Suzanne Käser hatte mich mehrmals ermahnt, meine Erfahrungen mit der Soziokratie jeweils schriftlich festzuhalten, was mir beim Schreiben des Berichtes zugutekam.

Gross war meine Neugierde auf die Rückmeldungen von Barbara Strauch zu meinem Bericht. Beim Lesen der vielen Bemerkungen, Anregungen und Fragen von Barbara geriet ich ins Staunen. Ich realisierte, dass sie sich intensiv und aufmerksam, bestimmt über mehrere Stunden, mit meinem Bericht auseinandergesetzt und alle Ungereimtheiten entdeckt hatte. Ich empfand das als grosse Wertschätzung und Chance, noch einmal dazu zu lernen.
Dieselbe Wertschätzung durfte ich in meinem Zertifizierungs- und Entwicklungsgesprächs erfahren. Nach jahrzehntelanger beruflicher Tätigkeit erlebte ich zum ersten Mal, dass sich Menschen Zeit genommen haben, mir sehr differenzierte Rückmeldungen über meine geleistete Arbeit und meine persönliche Entwicklung zu geben. Ein berührendes Erlebnis.

Rückblickend kann ich sagen, dass der Weg zur Certified Sociocracy Expert sehr intensiv war. Einiges habe ich mir selbst erarbeitet und war oft alleine unterwegs; schlussendlich jedoch war der Weg eine Gemeinschaftswanderung. Dank der Unterstützung und dem grossen Engagement von der österreichischen Pionierin Barbara Strauch und der schweizerischen Pionierin Suzanne Käser und in der Verbundenheit mit vielen weiteren Menschen aus dem beruflichen und persönlichen Umfeld kann ich in Dankbarkeit auf die gemachten Erfahrungen zurückblicken und gestärkt und freudig auf dem weiteren Weg unterwegs sein.

Dezember 2021 / Brigitta Buomberger

Stephan Rusconi ist Coach und Organisationsberater BSO. In seinem Artikel berichtet er davon, wie er die Soziokratiemodule erlebt hat und teilt seine Erkenntnisse zur Frage, was ein Transistor mit der Soziokratie zu tun hat.

Wir danken ihm für den bereichernden Einblick.Bericht von Stephan Rusconi
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Am 29. September 2021 wurde mir, Suzanne Käser, mit viel Freude vom Zertifizierungskomitee die Re-Zertifizierung anerkannt. Ich habe den Prozess für diese Re-Zertifizierung nach 4 Jahren intensiver Arbeit als CSE als sehr wertvoll erlebt. Das Anwenden der dynamischen Steuerung für meine eigene Arbeit über den Zeitraum von 4 Jahren hat mich in eine gute und auch tiefe Reflexion gebracht. Ich hatte mir genug Zeit genommen unter anderem zu erforschen: Was waren die Gründe damals, als ich den Grundsatz gefällt hatte, als CSE in die Selbständigkeit einzusteigen? Welche Werte habe ich mir damals zugrunde gelegt? Konnte ich diesen Werten treu bleiben und hat es die angedachte Wirkung für die Kund*innen sowie für mich ermöglicht?

Bei meiner Re-Zertifizierung wurden erstmals überhaupt Kunden-Rückmeldungen miteinbezogen. Dafür bedanke ich  mich herzlich bei:

  • Günter Scheffknecht, Leiter R&D bei S.I.E Lustenau
  • Andreas Artlich, Chefarzt, Kinder-/Jugendklinik Ravensburg
  • Andres Keller, CEO von PAWI Verpackungen, Winterthur

Ihre fundierten Rückmeldungen haben mich gestärkt, den Grundsatz meine Tätigkeit als CSE beizubehalten, weiterzuverfolgen.

Meine Erkenntnis über allem: Die Wirkungsweise der SKM ist dann so genial, wenn ich sie selbst in jeder Handlung umsetze und meine eigenen Erfahrungen für die Arbeit mit den Menschen transformiere und zugänglich mache. Dann erblüht sie und entfaltet ihre Wirkung auf wundersame Weise.

Stets habe ich Gerard Endenburg strahlende Augen in meinem Herzen, als ich ihn anlässlich der Eröffnung des Soziokratie Zentrum Österreich im 2012 fragte: Gerard, es sollte vielmehr Literatur geben die die Soziokratie beschreibt! Seine liebevolle Antwort war: Suzanne, die Soziokratie können wir nicht erfassen, wenn wir darüber lesen. Wir können sie einzig erfahren durch unser eigenes Erleben. Diesen Leitsatz trage ich bei all meiner Arbeit fest in mir. Sei es bei den Implementierungsprojekten, sei es bei meiner Arbeit als Trainerin und Ausbildnerin in den schönen Modulen des Soziokratie Zentrum Schweiz und für die CSE-Ausbildung.

In meinem persönlichen Logbuch steht also: Grundsatz erneuert für die nächsten 3 Jahre als CSE zu arbeiten und Pionier-Organisationen und insbesondere mutige und hochgradig innovative Führungskräfte zu begleiten auf diesem intensiven Transformationsprozess, der die Einführung der Soziokratie in der Tiefe zur Folge hat.

Herzliche Grüsse sendet, Suzanne Käser

Michael Effertz leitet den Bereich “OT Team Tagebau & Nachrichtentechnik” bei RWE mit etwa 70 Mitarbeiter*innen in Nordrhein-Westfalen / DE


Michael ist derzeit in Ausbildung zum soziokratischen Gesprächsleiter und hat sich mit seinem Team innerhalb seines Bereichs bereits auf den Weg zur soziokratisch-geführten Abteilung gemacht.

Zusammen mit Florian Bauernfeind hat er seine Erfahrungen kürzlich auch bei einem Treffen der Innovator*innen der Österreichischen E-Wirtschaft präsentiert und für das Thema begeistern können, hier ein Auszug davon:

Erfahrungsbericht Michael Effertz

Wir erleben den Mehrwert aktuell durch das Praktizieren von Entscheidungen im Konsent hautnah. Wir haben in den vergangenen Wochen die Methodik im Team geschult, was erforderlich war, da wir bemerkt haben, dass die Grundstruktur bekannt sein muss bevor die ersten Entscheidungen im Konsent getroffen werden können. Die Schulung enthielt natürlich auch eine praktische Durchführung und im Anschluss waren ausnahmslos alle von der ruhigen und strukturierten Entscheidungsfindung positiv überrascht. Seit einigen Wochen praktizieren wir bei sinnvollen Gelegenheiten die Entscheidung im Konsent und der Mehrwert stellt sich m.E. wie folgt dar:

Erhöhung des Partizipationsgrads

Energiewirtschaftliche Unternehmen sind oft klassisch geprägt, mit einer starken Hierarchie wo der Chef die fachliche und organisatorische Entscheidungsbefugnis trägt. Durch die SKM und insbesondere durch die Konsentmoderation werden alle Mitarbeiter*innen / Teilnehmer/*innen gleichwertig einbezogen. Der Effekt ist sofort offensichtlich. Mitarbeiter sehen wie durch die Entscheidungsfindung die Partizipation möglich wird und absolut gleichwertig ist. Natürlich wird das erst mit dem ersten schwerwiegenden Einwand der vom Vorgesetzten nicht zurückgenommen wird so richtig offenkundig, aber das Vertrauen wächst aktuell bereits. Da uns die Partizipation aller Teammitglieder sehr wichtig ist, ist die SKM ein tolles Rahmenwerk, um diese zu fördern.

Erhöhung des Vertrauens

Erfolgreiche, lernende Organisationen benötigen Vertrauen, um Elemente wie  Selbstbestimmung und Feedback, Respekt und Wertschätzung lebendig werden zu lassen. Die SKM hilft uns über die doppelte Kopplung, Delegierte und Konsententscheidung immer wieder Gelegenheiten zu schaffen Vertrauen zu zeigen und positive Erlebnisse damit zu verknüpfen. Wir vertrauen, dass Mitarbeiter*innen durch Ihre Fachexpertise und ihre Erfahrungen zukunftsweisende und tragfähige Entscheidungen treffen können. Die Mitarbeiter*innen spüren diees Vertrauen dadurch, dass Sie ausreichend Gelegenheit haben in der Konsentfindung ihre Meinung zu äußern und an Vorschlägen mitzuwirken.

Zusammenspiel mit übergeordneten Zielen und Strategien

Für Eigenverantwortlich agierende Team ist es umso wichtiger Ihr Wirken in eine gemeinsame Richtung auszurichten. Daher ist eine gemeinsame Vision und daran ausgerichtete Ziele wichtig. Für unser Team war es bereits in der Schulung sehr logisch, dass mögliche Einwände an der Vision, den Zielen oder unseren Werten gespiegelt werden sollten. Dies stärkt natürlich die Motivation Ziele zu setzen und auch deren Bedeutung. Die SKM hilft uns also Selbstständigkeit zu fördern und dabei alle in eine gemeinsame Richtung zu arbeiten.

Nach unseren ersten frühen Erfahrungen mit den SKM Elementen Kreisstruktur, doppelte Kopplung und Konsent kann ich sagen, dass dieses Organisationsrahmenwerk eine große Bereicherung für unsere effiziente Arbeit ist. Wir schaffen es alle Fachexperten direkt oder indirekt an Entscheidungen zu beteiligen und einzubeziehen. Für unser Unternehmen ist dies auch ein Gewinn, da das Team motivierter ist und durch die starke Zielfokussierung die Unternehmensinteressen verfolgt. Ich denke dies ist auch in anderen Bereichen der Energiewirtschaft umsetzbar und hilfreich. Die Energiewirtschaft unterliegt in allen Bereichen einem starken Wandel. Die damit einhergehende Veränderung schafft zunächst einmal Unsicherheiten und Ängste bei den Mitarbeiter*innen. Die mit der SKM mögliche Transparenz und der hohe Partizipationsgrad helfen die Ängste zu mildern und aktiv die Veränderung zu gestalten. So lässt sich zielgerichtet und mit tragfähigen Entscheidungen die Energiewende wirkungsvoll gestalten.

Soziokratie-Botschafter*in Michaela Moser Sonderdruck Moser Politik Care - Verlag Grünewald

“Politik ist Care”

In einem philosophischen Beitrag erschienen 2021 im Verlag Grünewald, schreibt Michaela Moser über Politik, Gemeinwesen und Soziokratie, die methodisch dazu beiträgt, dass tatsächlich und ganz im Arendt’schen Sinne sich so gut wie »alle Angelegenheiten durch das Miteinander-Reden und das gegenseitige Sich-Überzeugen« regeln. Weiterlesen: Download des gesamten Beitrags als PDF


Profilbild - Michaela Moser

Michaela Moser

Studium der Theologie, Philosophie und Public Relations

Seit 1995 Mitarbeit in Jugend-, Frauen- und sozialen Organisationen

Seit 1998 Mitarbeit im Koordinationsteam der Armutskonferenz und im Executive Committee des European Anti Poverty Networks EAPN,

2006-2012 Vizepräsidentin des EAPN

2004-2012 Leitung des PR-Büros der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen (asb)

Lehraufträge zu Sozialethik, Sozialpolitik, Armut, Lebensqualität und Verteilungsfragen an den Universitäten Innsbruck, Salzburg, Graz, und Winchester, sowie an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Mitglied des Beirats für den Bürger*innen-Rat zur Weiterentwicklung der Demokratie im Juni 2021

Sonderdruck – Moser Politik Care 220 231

Am 12. März hat Werner Kratochwil mit dem Zertifizierungsgespräch seinen Weg zum CSE – Certified Sociocracy Expert erfolgreich abgeschlossen. Gestartet war Werner Kratochwil als Interner SKM-Trainer beim Verein Generation Grundeinkommen, hat sich jedoch bald entschieden, auch die Experten-Ausbildung zu machen. Nun beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt als professioneller Berater für Soziokratie-Implementierungen. Da er als IT-Fachmann auch viel unternehmerische Erfahrung aufzuweisen hat, begleitet er inzwischen neben einer NGO auch Soziokratie-Einführungen in IT-Unternehmen. Wir empfehlen Werner allen kleinen und mittleren Organisationen, aufgrund seines tiefen Soziokratie-Verständnisses, seiner Kompetenz als Prozessbegleiter und seiner jahrelangen Erfahrung in soziokratischen Organisationen.

Das Soziokratie Zentrum Österreich entwickelt ein Brettspiel für jung und alt um gemeinsame Entscheidungen im Konsent zu üben:

KEEP THE BALANCE Das Konsentspiel für mehr Zusammenhalt und Gemeinschaft

 

In 8 Themenbereichen werden Aufgaben mit soziokratischer Konsentmoderation gelöst.

Wir suchen nun eine*n engagierte*n und kompetente*n Mitarbeiter*in für Fundraising und Marketing. Denn das Spiel soll im Dezember 2021 unter den Christbäumen liegen.

In dieser Rolle sorgst du dafür, dass das Konsentspiel “KEEP THE BALANCE” ausreichend finanziert ist um noch dieses Jahr in Produktion und Vermarktung zu gehen. 

Da es sich um ein Remote-Team handelt ist die Mitarbeit nicht vom Standort abhängig.

Was ist zu tun?

  • Förderanträge stellen um den Verkaufspreis für das Spiel zu reduzieren
  • Finanzierung der Produktion durch Crowdfunding und Spenden. Dazu gehört auch einen kleinen Werbespot mit Kindern zu entwickeln.
  • Marketing: Landingpage fürs Spiel (Zusammenarbeit mit Florian, GF des SoZeÖ) mit Vorverkaufsmöglichkeit, Social Media, Öffentlichkeitsarbeit, sodass wir es schaffen 1000 Spiele oder mehr zu verkaufen.
  • Eigene Ideen für ein professionelles Marketing sind sehr willkommen.

Kriterien: 

  • Kompetenz im Bereich Marketing und Crowdfunding
  • hohe Motivation und Identifikation mit der Idee

Was bieten wir?

  • ein Start-Budget von 5000€ welches für 2021 zur Verfügung steht.
  • darüber hinaus ein erfolgsbasiertes Honorar mit 15% der Einnahmen aus Geldern welche zusätzlich lukriert werden. (Die Beschäftigungsform oder Honorarregelung wird bei Beauftragung noch vereinbart)
  • Mitarbeit im Projektteam (Anja, Maria, Barbara, Caro), Teilnahme an den (online)Meetings
  • Evtl weitere daraus folgende Zusammenarbeit für Projekte im Soziokratie Zentrum

Bewerbung wie/wo/bis wann?

Bewerbungen mit Lebenslauf bitte bis 24. April an Florian Bauernfeind

 

Katharina Lechthaler und Katharina Liebenberger stellten in den vergangenen Jahren als Soziokratieberaterinnen fest, dass die Soziokratie eine gute Einbettung in größere Zusammenhänge im Unternehmen braucht, um ihr Potential voll zu entfalten. In ihrem neu gegründeten Beratungsunternehmen war ihnen daher wichtig einen ganzheitlichen Beratungsansatz zu entwickeln, der Soziokratie, Systemische Arbeit, Methoden der Organisationsentwicklung, Gemeinwohl-Ökonomie und weitere hilfreiche Tools miteinander verbindet. Neben der Entwicklung dienlicher Strukturen kann so auch die gemeinsame Ausrichtung und die Vertrauensebene im Unternehmen gestärkt werden. Die Unternehmensgeschichte und andere wichtige Gegebenheiten werden stets anerkannt und einbezogen, wenn nötig, die Haltung ist ressourcen- und lösungsorientiert. Katharina+Katharina: „KundInnen bestärken uns sehr, in dieser neuen Art zu arbeiten und wir haben große Freude Entwicklungsprozesse auf diese Weise zu begleiten!“

Kontakt: [email protected]

https://www.kk-unternehmensentwicklung.at/