Reisebericht von Barbara Strauch

Drei Wochen – drei Orte. Start in Chania, auf der Insel Kreta, dann eine Woche in Athen und zuletzt in Thessaloniki, wo am 30. Oktober 2020 der COVID-Lockdown startete. Trotzdem bin ich am 2. November sicher – und dankbar – am Vienna International Airport gelandet.

Ein Erasmus+ Soziokratie-Angebot auf Kreta

Die kleine Organisation Fractality, geleitet von Markos Perrakis, organisiert Erasmus+ Austausch-Programme in Griechenland. Markos ist einer der Pioniere des ElKeSo, des Elleniko Kentro Soziokratias, welches im Sommer 2018 seine erfolgreiche Reise in die Zukunft gestartet hatte. Bereits im April 2019 lud Markos Perrakis mich ein, zusammen mit Fractality ein 2-teiliges Soziokratie-Ausbildungsangebot für Menschen von NGOs aus allen Teilen Europas zu ermöglichen.

Von 12.-18. Oktober waren nun zum ersten Teil insgesamt 11 Teilnehmer*innen aus Deutschland, Österreich, Estland und Griechenland gekommen. 5 TN aus Litauen konnten wegen COVID-Restriktionen leider nicht nach Griechenland einreisen.

Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Chrisostomos und Stella, die beide für eine Cooperative von ca. 30 Bauern in der Umgebung von Chania in Kreta arbeiten, kostenlos an dem Erasmus+Programm teilnehmen konnten. Sie haben beide einen großen Gefallen an der SKM gefunden und werden alles daran setzen, beim zweiten CSE-Jahrga

ng, der im Juni 2021 in Griechenland startet, teilzunehmen. Das lässt hoffen, dass es bald soziokratische Organisationen auf Kreta geben wird! 

Übrigens: Das Hotel lag direkt am wunderschönen Strand, und Schwimmen im 23 Grad-warmen Meer ist Mitte Oktober herrlich!

 

Der erste griechische CSE-Jahrgang 2019 – Modul 8

Wunderschöne Nachtfahrt mit der Fähre von Chania nach Piräus/Athen. Der Bug des Riesen-Schiffes ist aus der Luke meiner Kajüte fotografiert.

Meine zweite Station war Athen, wo sich die 8 Teilnehmer*innen des CSE Jhg 2019 zu ihrem Modul 8 getroffen haben. Athen zeigte sich im Oktober von seiner besten Seite. Es ist grün, voller Bäume und Parks, warm aber nicht heiß. Mein rbnb-Appartment gegenüber dem Kinderkrankenhaus war ruhig gelegen, in Richtung der St. Thomas-Kirche mit dem großen Park rundherum. Nur die Kirchenglocken und der Gesang der Orthodoxen Priester haben mich morgens geweckt.

 Der Austausch mit den CSE in Ausbildung beim Modul 8 war enorm wichtig. Neben der ausführlichen Supervision aller Implementierungsprojekte, wurde das in den Modulen 1-7 erlernte Wissen aufgefrischt und die zukünftige Professionalität weiterentwickelt. Denn man muss auch in Griechenland als CSE erfolgreich sein können. Die ersten bezahlten Implementierungsprojekte zeigen, dass das geht. Die aktuellen soziokratischen Implementierungen sind: 

  • Eine Maschinenbau-Firma in Thessaloniki mit ca 15 Angestellten, die zur Übergabe der Verantwortung vom Vater an den Sohn mit der SKM unterstützt wurde. Alle Mitarbeitenden sind nun in die Grundsatzentscheidungen eingebunden. Begleitung: Anna Fillipou.
  • Das Jugendparlament in Thermy (nahe Thessaloniki). Begleitet von Sofia Kyprianidous und Naya Tselepi.
  • Eine Handelsgesellschaft mit 35 Mitwirkenden, konnte im letzten Jahr auf Wunsch des Eigentümers mithilfe der SKM in eine Kooperative umgewandelt werden. Mit Standorten in Athen und Thessaloniki. Begleitung: Alexandros Kostis.
  • Das „Ecological Movement of Thessaloniki“, eine 30 Jahre alte NGO, bestehend aus drei Sozial-Projekten zur Umsetzung von Solidarität und ökologischen Zielen), einer Partei und vielen Mitgliedern, konnte den Schwung der Soziokratie zur Erneuerung der Vision gut brauchen. Begleitung: Anna Fillipou.
  • Ein kleines Projekt in Thessaloniki mit 5 Mitgliedern, die Kunst-Projekte in Schulen anbieten. Begleitet von Verena Fink.
  • Ein Start-up zur Verwirklichung eines Schulprojektes in Korinth. Begleitet von Alexander Kostis.

Besonders schön war, dass bei den drei „Open Workshops“, die ebenfalls in diesen Wochen in Athen und Thessaloniki stattgefunden haben, bereits Führungskräfte der soziokratischen Organisationen anwesend waren und allen Teilnehmenden von den Erfolgen, aber auch Herausforderungen ihrer SKM-

Einführungsprozesse berichten konnten.

 

 

Das ElKeSo – Elleniko Kentro Soziokratias – in Gründung

Diese 8 und weitere 4 Mitglieder haben in den letzten zwei Jahren das ElKeSo aufgebaut

www.sociocracy.gr die Webseite ging vor ca 4 Wochen online.

Mit 12 Gründungsmitgliedern ist das ElKeSo das Mitglieder-stärkste Soziokratie-Zentrum bei der Gründung. Wir haben am 24. Oktober in Athen einen Tag zur Evaluation der Kreisstruktur verwendet. Die im letzten Jahr kreierte Struktur hat gut funktioniert. Das Ergebnis sind die Webseite, die soziokratischen Statuten, zwei Regionskreise mit zahlreichen Veranstaltungen, und der Educational-Circle, der mit 5 weiteren Diplomierten Gesprächsleiter*innen und 3 die bald ebenfalls die Voraussetzungen erfüllen, im Juni 2021 den neuen CSE-Jahrgang in Griechenland starten wird. Befüllt wird diese nächste Gruppe bereits aus den eigenen Modulen 1 + 2, die das ElKeSo seit Beginn 2020 organisiert. Aus den bereits erfahrenen CSE i.A. wurde ein Trainer*innen-Team gewählt, das die Module leitet. Alle ElKeSo-Mitglieder sind enorm motiviert, an der Verbreitung der SKM in Griechenland mit hohem Engagement mitzuwirken. Es lohnt sich, die Webseite anzuschauen. Die automatischen Website-Übersetzungsmaschinen helfen die Texte ins Deutsche zu übersetzen.

 

Jugend-Nachbarschaftsparlament in Thermy

Mein absolutes Lieblingsprojekt ist das erste soziokratische Jugend-Nachbarschaftsparlament Europas, das in der Stadt-Gemeinde Thermy bei Thessaloniki im März diesen Jahres gestartet wurde. Thermy hat 50.000 Einwohner. Da es in den letzten Jahren zunehmend Vandalismus von Jugendlichen gab, wollte man eine Veränderung für die jungen Menschen ermöglichen, an der sie direkt beteiligt sein können. 

Leider konnte das vereinbarte Treffen mit 8 jungen Representant*innen nur online stattfinden. Es war nichtsdestotrotz unglaublich berührend zu sehen, wie junge Leute zwischen 15 und 29 Jahren mithilfe der Soziokratie in ihren Dörfern und Stadtteilen damit begonnen haben, sich zusammenzutun um etwas zu bewegen. Die 8 gewählten Respresentant*innen haben unisono mit viel Dankbarkeit und Stolz berichtet, wie sehr sie von der Soziokratie begeistert sind, und was sie damit bereits alles in ihren Nachbarschaften selbstorganisiert bewegen konnten. Die ersten beiden Nachbarschaftskreise sind schon in ihr „Office“ eingezogen, das ihnen von der Stadt Thermy auf Anfrage zur Verfügung gestellt wurde. Die ersten 8 Nachbarschaftskreise werden seit dem Start, im März 2020, also unmittelbar am Beginn der COVID19-Krise, von Naya Tselepy und Sofia Kyprianidou begleitet. Weitere werden folgen. Anfang Dezember soll der erste „General Circle“ mit den Delegierten aus den Nachbarschaftskreisen stattfinden. An soziokratischen Statuten wird gearbeitet. Ob die jungen Leute auch einen Sitz im Stadtparlament bekommen werden, wird sich noch zeigen. Inzwischen schauen andere Gemeinden und Städte sehr interessiert nach Thermy, was denn hier passiert. Es gibt ein reges öffentliches Interesse und viele Artikel in Zeitungen und Sozialen Medien.

Die Initiative zu diesem soziokratischen Jugend-Nachbarschaftsparlament stammt von George Koulaouzidis, der 2018 John Buck – und die Soziokratie – auf einem Kongress in den USA kennengelernt hatte. George war bis Juni 2020 Geschäftsführer der Gemeinde Thermy, unterrichtet an der Universität in Thessaloniki und konnte den Stadtrat bewegen, dieses Projekt zu starten. Somit haben Sofia und Naya ihre ersten bezahlten Aufträge als angehende Soziokratie-Expert*innen, was ihnen große Freude macht. Neben der Coachings mit mir als ihre CSE-Mentorin, können die beiden Frauen auch auf die fachliche Unterstützung von Joseph Rathinam zurückgreifen, der als Master-Trainer für Nachbarschaftsparlamente in Indien, seine enorme Erfahrung mit Jugend- und Kinderparlamenten einbringt. Nachbarschaftsparlamente in Indien sind nicht doppelt gekoppelt. Statt dessen sind die Delegierten jederzeit rückrufbar. In Thermy löst man das mit kurzen Funktionsperioden. Bei 14 Nachbarschaftskreisen wäre der General Circle mit doppelter Koppelung sonst zu groß.

Am 6. November startete nun auch das vom SoZeÖ eingreichte und von der EU bewilligte Erasmus+Projekt „SONEC – Sociocratic Neighborhood Circles“, mit der großen Auftaktveranstaltung, die leider auch online stattfinden musste. 9 Organisationen aus 6 Europäischen Ländern waren mit insgesamt 40 Participants beim 5-tägigen Auftakt dabei. Diese Geschichte erzähle ich dann im Sommer 2021, wenn wir die ersten Schritte getan haben werden.

Von 9.-13. Nov. fand der Auftakt für die vom SoZeÖ eingereichte Erasmus+ Strategische Partnerschaft statt.

SONEC – Sociocratic Neighborhood Circles.

42 Teilnehmer*innen aus 6 Europäischen Ländern haben online ihre Zusammenarbeit  in einer soziokratischen Kreisstruktur gestartet. Das Ziel ist es, Wissen über die politische Kraft von soziokratischen Nachbarschaftskreisen zu generieren und ein Konzept für deren Umsetzung im Europäischen Kontext auszuarbeiten.  An 2 der 5 Tage gab es einen WS mit Joseph Rathinam, unserem Neighborocracy-Master Trainer, der den Teilnehmer*innen einen Einblick in die Erfolge der Nachbarschaftsparlamente in Indien ermöglichte. Das Resultat der SONEC-Partnerschaft wird ein Manual für Gemeinden und Städte sein, in welchem die Einführung von Nachbarschaftskreisen zur Unterstützung der Europäischen Entwicklungsziele beschrieben wird und unter freier CC-Lizenz veröffentlicht wird.

Wir halten euch auf dem Laufenden.

Update! hier entsteht der Webauftritt für das Projekt: https://neighborocracy.eu/


Dieses Projekt ist kofinanziert durch das Erasmus+ Programm “Cooperation for innovation and the exchange of good practices  –  Strategic Partnerships for adult education”

 

Originalbericht unter: ORF.at 

9. Oktober 2020, 19.39 Uhr

Klassensprecher-Wahl mit mehr Bewusstsein

In der Mittelschule Bregenz-Schendlingen hat die Wahl des Klassensprechers dieses Jahr anders stattgefunden. Es zählten letztendlich die Argumente und nicht die Anzahl der Stimmen. Ziel ist es, den Schülern Wahlprozesse näher zu bringen.

Im Rahmen des Fachs „Politische Bildung“ legten die Schülerinnen und Schüler zuerst gemeinsam Aufgaben und Fähigkeiten fest, die eine Klassensprecherin oder ein Klassensprecher haben muss. Danach wurden die Kandidatinnen und Kandidaten nominiert – Namen alleine reichten aber nicht, die Vorschläge mussten auch begründet werden.

Förderung der politischen Bildung

Die Politikverdrossenheit steigt, die Wahlbeteiligung sinkt. In Vorarlbergs Schulen versucht man im Fach „Politische Bildung“ etwas dagegen zu tun.

Ein Ziel dieser Vorgehensweise ist es, dass die Jugendlichen erkennen, dass nicht die Beliebtheit in der Klasse ausschlaggebend ist, sondern die Eignung für diese Funktion. Die Wahl erfolgte nach dem Konsent-Prinzip. Das bedeutet, dass jener Vorschlag gilt, bei dem es keine schwerwiegenden Einsprüche mehr gibt.

Mehr zu den Angeboten zu Soziokratie in Schulen:

Lisa Praeg: https://www.kollaborationskultur.com

Gyuri Bárány: https://gyuribarany.at/

Der Original-Artikel von Emanuele Quintarelli wurde gekürzt und übersetzt ins Deutsche:

Ist Holacracy im Grunde dasselbe wie Soziokratie?

EMANUELE QUINTARELLI hat zum Vergleich und zur Bewertung von Selbstorganisation-Modellen die „Human Organization Map“ entwickelt.

Dabei beleuchtet er Modelle in 3+ Levels (Organisation, Team, Individuum) und in 17 Dimensionen: Reason-Y, Strategie, Führung, Machtverteilung, Planung, Organisationsstruktur, Führungsstil, Arbeitsverteilung und Einfluss…

Der Autor hat sich bereits in der Vergangenheit intensiv mit Holacracy beschäftigt und diese gemapped. Nun hat er sich daran gemacht Soziokratie zu analysieren und direkt mit Holacracy zu vergleichen.

Die Antworten sind nachstehend gemapped, mit dem Vergleichs zwischen dem Verständnis von Holacracy (= Dreieck in Rot, bei dem die Bewertung unterschiedlich oder ausgeschlossen ist, wenn die Dimension überhaupt nicht angesprochen wird) und der Soziokratie:

 

“Die ungeschriebenen Regeln, die tief im Kern von Soziokratie und Holokratie verborgen sind, wurden aus diametral entgegengesetzten Ursprungspunkten entwickelt und weiterentwickelt”

 

Entscheidungsfindung:

Die Entscheidungen, die in der Soziokratie im Rahmen der persönlichen Toleranz der Mitglieder des Kreises im Konsent getroffen werden, werden im Unterschied dazu in der Holokratie durch das Erheben von Einwänden getroffen, die allein aufgrund der Auswirkungen der Entscheidung auf die Fähigkeit der Organisation, ihrem Zweck näher zu kommen. Die Validierung und Integration von Einwänden ist in der Holokratie streng kodifiziert. Persönliche Bedürfnisse, Vorlieben oder Toleranz werden in keiner Weise berücksichtigt. Zwei weit voneinander entfernte, beide mächtige Standpunkte.

Sichtbarkeit von Informationen:

Transparenz wird in der Soziokratie zur Säule erklärt. Es ist unbedingt erforderlich, Klarheit zu schaffen (was zu erwarten ist), Entscheidungsfreiheit zu ermöglichen (wenn Sie nicht wissen, können Sie nicht handeln), Partizipation und Gleichwertigkeit zuzulassen (Macht liegt bei denen, die die Arbeit erledigen, und Sie können nur dann einen Beitrag leisten, wenn Sie wissen, wer was tut und haben Zugang zu Informationen, um Lernmöglichkeiten zu generieren (in Holacracy nicht explizit angesprochen).

Organisationsstruktur:

Selbst grundlegende Konstrukte wie Kreise in Holacracy haben keinen Bezug zu Menschen. Was sie sind, ist eine Funktion oder eine Zelle der Organisation mit Verantwortlichkeiten und Domänen, die völlig unabhängig von den Personen sind, die sie erfüllen. Kreise haben „keine Verantwortung“ für das Handeln in Holacracy. Individuen schon. Anstatt Vorschläge zu unterbreiten, die im Kreis mit Zustimmung genehmigt werden, werden Einzelpersonen gebeten, aus ihrer persönlichen Identität herauszutreten, um im Namen der Organisation und ihres Zwecks als Spannungssensoren (Lücken zwischen der gegenwärtigen Realität und einem idealen Zustand) zu fungieren. Aktionen zum Füllen der Lücke werden Einzelpersonen zugewiesen.

Führungsstil:

Während die Soziokratie in jedem Kreis immer noch die Rolle eines Leiters hat, erleichtern die großen gemeinsamen Werte und ein weicherer / einfühlsamerer Moderationsstil dem Team die Arbeit auf eine recht entspannte und horizontale Art und Weise. Auf der anderen Seite macht es eine viel weniger formalisierte Verteilung der Befugnisse (wer kann was tun und wer kann was auf operativer Ebene innerhalb des Kreises entscheiden) schwieriger zu erkennen, wann der Leiter eingreifen muss oder wann die Mitglieder vollständig handeln können Autonomie.

Verteilen der Arbeit:

Im Zusammenhang mit dem oben genannten Punkt werden Wahlen (Auswahl in der Sprache der Soziokratie) für Kreisrollen (wie Leiter, Delegierter, Moderator und Sekretär) im Allgemeinen an das Team und nicht an jemanden in einem höheren Kreis vergeben. Auch operative Rollen (die für die zu erledigende Arbeit spezifisch sind) werden vom Kreis durch Zustimmung der Soziokratie gewählt. Selbst in den Fällen, in denen eine Rolle von oben entschieden wird, muss der akzeptierende Kreis einvernehmlich zustimmen (und umgekehrt im höheren Kreis). Der Unterschied ist bei Holacracy hier besonders groß, da sowohl der Leiter als auch die Personen, die operative Rollen ausfüllen, von oben ausgewählt werden (der höhere Kreis und der Leiter). Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht darin, wie klar Holacracy Governance-Aktivitäten und -Treffen voneinander trennt, die Autorität durch integrative Entscheidungsfindung zuschreiben sollen, und taktische, bei denen weniger voneinander abhängige und autonomere Arbeit ohne gemeinsame Entscheidungsfindung erwartet wird.

Selbstentfaltung:

Die Weltanschauung Soziokratie kommt und repräsentiert lautstark über Individualität, Gefühle, ein Bedürfnis, aber auch einen sicheren Raum, um den Teil von uns zu zeigen, der am häufigsten im Büro verborgen bleibt. Die Sprache, die für die Moderation verwendet wird, soll jede Stimme Gehör verschaffen und in die Entscheidungsfindung integrieren, während der Einzelne weiterhin die volle Verantwortung dafür trägt, seine eigenen persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen (diese Dimension fehlt in Holacracy).

Ownership:

Der Missionskreis (Topkreis) hütet in der Soziokratie nicht nur den Zweck, sondern ist auch eine starke direkte Brücke zu allen Stakeholdern des Unternehmens (Mitarbeitern, Miteigentümern, Geldgebern, Kunden und möglicherweise zu Vertretern anderer Organisationen. Zusammen mit einer konsentbasierten Entscheidungsfindung bedeutet dies, dass die Macht nicht nur mit allen Mitgliedsgruppen ausgeübt werden kann und dass das Unternehmen sich selbst besitzt, auch wenn keine formalen Mechanismen für integratives Eigentum vorhanden sind. Die Soziokratie ergänzt somit sehr gut andere Ansätze wie Steward Ownership oder zweckgebundene Unternehmen.


Tipp: Originalartikel in Englisch: http://www.socialenterprise.it/index.php/2020/04/05/sociocracy-on-the-human-organization-map/

Annemarie Schallhart, CSE und integrale Transformationsberaterin, beschreibt die Wirkung von Soziokratie aus integraler Perspektive.

Die SKM schafft einen Rahmen, in dem sich Menschen gleichzeitig frei und verbunden fühlen, in dem evolutionäre Selbstentfaltung sowohl der Menschen als auch der Organisation selbst gefördert werden. Durch die Implementierung der soziokratischen Modells wird es möglich, die Errungenschaften des blauen und orangen Memes mit den Vorteilen des grünen und gelben Memes zu verbinden, wodurch Organisationen und Unternehmen in ihrer Entwicklung unterstützt und gestärkt werden können. Durch Soziokratie wird es möglich, die Errungenschaften des blauen und orangen Memes mit den Vorteilen des grünen und gelben Memes zu verbinden.

 

Klicke, um auf Soziokratie-integral-Schallhart-1.pdf zuzugreifen

 

Christian Rüther, zertifizierter CSE, hat in der Zeitschrift für Organisationsentwicklung ZOE 02/2019 einen Artikel zu Gruppenentscheidungen in Teams veröffentlicht. Da beschreibt er ausführlich den KonsenT und das systemische Konsensieren im Vergleich zum KonsenS und Mehrheitsentscheid.
Das Magazin dreht sich um Selbstorganisation und der betreffende Artikel ist hier kostenlos herunterzuladen.

 

62 Menschen haben sich am 15. und 16. November 2019 in Salzburg getroffen, um über Soziokratie und Politik nachzudenken. Soziokratie heißt: Wir entscheiden gemeinsam. Ist ein Miteinander auch in der Politik möglich, war darum die zentrale Frage des Kongresses.
An den beiden sehr intensiven Tagen ist unglaublich viel neues Wissen entstanden, viele wertvollste Projekt-Ideen, Kooperationen und Vernetzungsaktivitäten wurden angeregt.

Die indischen Gäste, Edwin John, Joseph Rathinam und Ganasekar Dhanapal haben direkt vom Kongress eine Tour gestartet auf welcher sie auch in Augsburg, Freiburg, Winterthur, Dornbirn, Vicenza und Wien vorbeikommen, bis sie dann wieder nachhause oder weiter fliegen. Nachbarschafts- und Kinderparlamente sind die Innovation die wir auch in Europa brauchen, um Subsidiarität in der Politik zu verankern – angefangen bei den Menschen in den Nachbarschaften.

Am Beispiel der holländischen Stadt Utrechtse Heuvelrug konnte gezeigt werden, wie trotz Parteiensystem, Verhältniswahlrecht und geheimer Abstimmungen, das “Gemeinsam Entscheiden” möglich ist. Soziokratie ist in der Person des wirklich besonderen Bürgermeisters von Utrechtse Heuvelrug, Frits Naafs, tief angekommen. Das partizipative Governance-Modell zeigt, wie sich soziokratische Prinzipien und Werkzeuge auch für die Organisation der Gemeindepolitik eignen.

Die Vorarlberger Wissenschafterin, Eva Häfele, konnte den Kongress-Gästen aufzeigen, warum Frauen im aktuellen politischen System so ungern mitmachen. Auch aus Richtung der humanistischen Philosophie und Psychotherapie nach Carl Rogers hörten die TeilnehmerInnen, dass die Grundbedürfnisse des Menschseins, nämlich Autonomie und Zugehörigkeit, durch die Prinzipien der Soziokratie in der Ausprägung der SKM von Gerard Endenburg, erfüllt werden. Soziokratie ist Politik, meinte in diesem Sinne Peter Frenzel

Vom Vorarlberger Büro für Zukunftsfragen berichtete Christoph Kutzer, dass Bürgeräte in Vorarlberg inzwischen auch mithilfe von 1000 Unterschriften aus der Bevölkerung angestoßen werden können. Die Entwicklung in Richtung echter Partizipation in der Politik scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Nach Umfragen sind 91% der ÖsterreicherInnen für mehr direkte Demokratie. Dass es dazu auch mehr Informiertheit braucht, wussten die ProponentInnen jener Arbeitsgruppe, die ein Politisches Modell für Gemeinden präsentierten. Die österreichsichen Hauptakteure beider Methoden haben die Werkzeuge des Systemischen Konsensierens mit denen der SKM verbunden und laden Gemeinden ein, Pionier-Gemeinden für Partizipation in der Gemeindepolitik zu werden.

Wie Struktur Verhalten erzeugt, hat nicht nur Barbara Strauch in ihrem Impuls-Referat erläutert, sondern es wurde auch durch die Struktur des Kongresses erlebbar. Durch die durchgängige Arbeit in Kleingruppen konnten die Teilnehmenden und ImpulsgeberInnen am eigenen Leib erfahren, wie Gleichwertigkeit im Kreis, bei Rederunden und beim gemeinsamen Entscheiden, das Verhalten verändert. Acht soziokratische GesprächsleiterInnen, darunter auch einige CSE (Certified Sociocracy Expert) und Interne SKM-TrainerInnen, die in ihren eigenen Organisationen Soziokratie implementiert haben, begleiteten die Kleingruppen beim Austausch und Co-Kreieren von neuen Erkenntnissen und Ideen zum Thema Soziokratie und Politik.

Die Veranstalter sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn aufgrund der aktuellen Regierungsbildung in Österreich viele interessierte PolitikerInnen sich nicht die Zeit nehmen konnten, selbst am Kongress teilzunehmen. Viele Kongress-Gäste wünschen sich darum eine Folgeveranstaltung um das Thema Soziokratie in der Politik weiter voran zu bringen.

Barbara Strauch, 18. Nov. 2019

 

Weitere Infos siehe hier: https://soziokratie-politik-kongress.at/nachlese/

 


 

Fotos des Kongresses

 

Wussten Sie, dass es hunderttausende Nachbarschafts- und Kinderparlamente in Indien gibt, in denen Menschen aus ihren Nachbarschaften regelmäßig zusammen kommen, um ihre Probleme gemeinsam und subsidiär, also dort wo sie entstehen, selbst zu lösen? Dass tausende Kinderparlamente in ihren Dörfern und auf den Straßen Indiens wirklich etwas bewegen, Spitäler und Wasserversorgung in ihre Dörfer bringen, Schulbesuche ermöglichen, Kinderehen verhindern und sogar im Sinne der Gleichwertigkeit das Kastenwesen auflösen? Über diese soziokratisch organisierten Projekte erfahren wir mehr am 24. November 2019, von 14:0018:00 in der Mauerseglerei, Endresstraße 59C, 1230 Wien

Unsere Gäste sind Edwin M. John, Hauptinitiator der 30-jährigen Nachbarschaftsbewegung in Indien. Joseph Rathinam, Leiter der Akademie für Nachbarschaftsparlamente, sowie der heute 18-jährige Gnanasekar Dhanapal, welcher viele Jahre Vize-Premierminister des indischen Kinderparlaments war. Heute wirkt er mit auf globaler Ebene, gemeinsam mit den Vereinten Nationen, ein Kinderparlament zu installieren.

Die drei sind Gäste auf unserem Soziokratie & Politik – Kongress am 15., 16. Nov. 2019 und machen anschließend eine Tour durch das südliche Mitteleuropa, Italien, Augsburg, Lörrach, Zürich und Dornbirn. Dann kommen sie zurück nach Wien, wo sie am 25. November den Heimflug antreten.

Übrigends, auch Florian Bauernfeind und KollegInnen des Soziokratie Zentrums in Wien, arbeiten bereits an einem Pilotprojekt, um ein erstes Nachbarschaftsparlament im Sonnwendviertel aufzubauen.

Hier zur Anmeldung: https://soziokratiezentrum.org/events/edwin-maria-john-in-wien-indische-nachbarschaftsparlamente/

Um Freiwillige Spenden wird gebeten!