Amara von der Gemeinschaft Wandelhof in Gümmenen schreibt

Zum ersten Mal bin ich in einem Verein mit Soziokratie in Berührung gekommen, als ich Teil einer offenen Wahl war. Mich hat das Vorgehen fasziniert und ich wollte mehr über die Soziokratie erfahren. Bei Recherchen im Internet bin ich auf Kim Jana Degen gestossen und habe Sie für eine Online-Inputveranstaltung für unsere Gemeinschaft engagiert. Mir schien die Art der Organisation und Entscheidungsfindung ideal für eine Gruppe die sich als Gemeinschaft zusammenfindet und schon von Natur aus nicht die üblichen Hierarchiestufen hat. Über Kim Jana bin ich zum Soziokratie Zentrum Schweiz gekommen und habe mich für das erste Modul angemeldet. Obwohl es Online war, was ich eigentlich nicht mag, war es absolut super und ich habe viel gelernt. hier weiterlesen Wir haben dann auch in unserer Genossenschaft die offene Wahl des Vorstandes inkl. Präsidium ausprobiert, was wirklich eine tolle Erfahrung für die Gruppe war. Auch für Entscheidungsfindungen in herausfordernden Themen wie z.B. der Absegnung des Leitbildes in geschriebener Form oder der Organisation eines Festes probierten wir die Entscheidungsfindung im Konsent. Nach dem Modul 1 war für mich auch klar, dass ich noch mehr lernen wollte.
Im Modul 2 hat mir sehr gefallen, dass wir mit einer Kleingruppe ein konkretes, echtes Projekt bearbeiteten und so selber Erfahrungen sammeln konnten. Das hat mich total motiviert bei uns in der Gemeinschaft mehr davon einzubringen und es hat mir so gut gefallen, dass ich entschieden habe, die Ausbildung zur soziokratischen Gesprächsleiterin zu absolvieren.  Ich habe auch gemerkt, dass es in einer Gruppe wichtig ist, dass sich mehrere Menschen der Gruppe konkret und vertieft mit der Soziokratie beschäftigen wollen, damit die neue Form richtig Fuss fassen kann. Dazu sehe ich auch die Notwendigkeit bei einer wirklichen Einführung der Organisationsform der Soziokratie eine externe Begleitung zur Unterstützung beizuziehen. Vorerst ist unsere Gruppe gerade noch nicht soweit. Ich habe jedoch nun den ersten Lernkreis besucht und merke, dass jede Begegnung mit der Soziokratie mein Verstehen vertieft. Die Ausbildung beim Soziokratie Zentrum Schweiz ist sehr praxisorientiert, konkrete Beispiele werden behandelt, der Austausch untereinander ist bereichernd und wertschätzend. Ich freue mich auf ein weiteres Eintauchen.

Von 5.-9.7.21. fand das erste physische Treffen für die vom SoZeÖ eingereichte Erasmus+ Strategische Partnerschaft statt.

SONEC – Sociocratic Neighborhood Circles

34 Teilnehmer*innen aus 6 Europäischen Ländern haben ihre Zusammenarbeit bei ihrem ersten physischen Treffen vertieft und gemeinsam gestaltet. Das Ziel des Projekts ist es, Wissen über die politische Kraft von soziokratischen Nachbarschaftskreisen zu generieren und ein Konzept für deren Umsetzung im Europäischen Kontext auszuarbeiten. Das Resultat der SONEC-Partnerschaft wird ein Manual für Gemeinden und Städte sein, in welchem die Einführung von Nachbarschaftskreisen zur Unterstützung der Europäischen Entwicklungsziele beschrieben wird und unter freier CC-Lizenz veröffentlicht wird.

Hier entsteht die Website für das Projekt: https://neighborocracy.eu/


Dieses Projekt ist kofinanziert durch das Erasmus+ Programm “Cooperation for innovation and the exchange of good practices  –  Strategic Partnerships for adult education”

 

Michael Effertz leitet den Bereich “OT Team Tagebau & Nachrichtentechnik” bei RWE mit etwa 70 Mitarbeiter*innen in Nordrhein-Westfalen / DE


Michael ist derzeit in Ausbildung zum soziokratischen Gesprächsleiter und hat sich mit seinem Team innerhalb seines Bereichs bereits auf den Weg zur soziokratisch-geführten Abteilung gemacht.

Zusammen mit Florian Bauernfeind hat er seine Erfahrungen kürzlich auch bei einem Treffen der Innovator*innen der Österreichischen E-Wirtschaft präsentiert und für das Thema begeistern können, hier ein Auszug davon:

Erfahrungsbericht Michael Effertz

Wir erleben den Mehrwert aktuell durch das Praktizieren von Entscheidungen im Konsent hautnah. Wir haben in den vergangenen Wochen die Methodik im Team geschult, was erforderlich war, da wir bemerkt haben, dass die Grundstruktur bekannt sein muss bevor die ersten Entscheidungen im Konsent getroffen werden können. Die Schulung enthielt natürlich auch eine praktische Durchführung und im Anschluss waren ausnahmslos alle von der ruhigen und strukturierten Entscheidungsfindung positiv überrascht. Seit einigen Wochen praktizieren wir bei sinnvollen Gelegenheiten die Entscheidung im Konsent und der Mehrwert stellt sich m.E. wie folgt dar:

Erhöhung des Partizipationsgrads

Energiewirtschaftliche Unternehmen sind oft klassisch geprägt, mit einer starken Hierarchie wo der Chef die fachliche und organisatorische Entscheidungsbefugnis trägt. Durch die SKM und insbesondere durch die Konsentmoderation werden alle Mitarbeiter*innen / Teilnehmer/*innen gleichwertig einbezogen. Der Effekt ist sofort offensichtlich. Mitarbeiter sehen wie durch die Entscheidungsfindung die Partizipation möglich wird und absolut gleichwertig ist. Natürlich wird das erst mit dem ersten schwerwiegenden Einwand der vom Vorgesetzten nicht zurückgenommen wird so richtig offenkundig, aber das Vertrauen wächst aktuell bereits. Da uns die Partizipation aller Teammitglieder sehr wichtig ist, ist die SKM ein tolles Rahmenwerk, um diese zu fördern.

Erhöhung des Vertrauens

Erfolgreiche, lernende Organisationen benötigen Vertrauen, um Elemente wie  Selbstbestimmung und Feedback, Respekt und Wertschätzung lebendig werden zu lassen. Die SKM hilft uns über die doppelte Kopplung, Delegierte und Konsententscheidung immer wieder Gelegenheiten zu schaffen Vertrauen zu zeigen und positive Erlebnisse damit zu verknüpfen. Wir vertrauen, dass Mitarbeiter*innen durch Ihre Fachexpertise und ihre Erfahrungen zukunftsweisende und tragfähige Entscheidungen treffen können. Die Mitarbeiter*innen spüren diees Vertrauen dadurch, dass Sie ausreichend Gelegenheit haben in der Konsentfindung ihre Meinung zu äußern und an Vorschlägen mitzuwirken.

Zusammenspiel mit übergeordneten Zielen und Strategien

Für Eigenverantwortlich agierende Team ist es umso wichtiger Ihr Wirken in eine gemeinsame Richtung auszurichten. Daher ist eine gemeinsame Vision und daran ausgerichtete Ziele wichtig. Für unser Team war es bereits in der Schulung sehr logisch, dass mögliche Einwände an der Vision, den Zielen oder unseren Werten gespiegelt werden sollten. Dies stärkt natürlich die Motivation Ziele zu setzen und auch deren Bedeutung. Die SKM hilft uns also Selbstständigkeit zu fördern und dabei alle in eine gemeinsame Richtung zu arbeiten.

Nach unseren ersten frühen Erfahrungen mit den SKM Elementen Kreisstruktur, doppelte Kopplung und Konsent kann ich sagen, dass dieses Organisationsrahmenwerk eine große Bereicherung für unsere effiziente Arbeit ist. Wir schaffen es alle Fachexperten direkt oder indirekt an Entscheidungen zu beteiligen und einzubeziehen. Für unser Unternehmen ist dies auch ein Gewinn, da das Team motivierter ist und durch die starke Zielfokussierung die Unternehmensinteressen verfolgt. Ich denke dies ist auch in anderen Bereichen der Energiewirtschaft umsetzbar und hilfreich. Die Energiewirtschaft unterliegt in allen Bereichen einem starken Wandel. Die damit einhergehende Veränderung schafft zunächst einmal Unsicherheiten und Ängste bei den Mitarbeiter*innen. Die mit der SKM mögliche Transparenz und der hohe Partizipationsgrad helfen die Ängste zu mildern und aktiv die Veränderung zu gestalten. So lässt sich zielgerichtet und mit tragfähigen Entscheidungen die Energiewende wirkungsvoll gestalten.

Soziokratie-Botschafter*in Michaela Moser Sonderdruck Moser Politik Care - Verlag Grünewald

“Politik ist Care”

In einem philosophischen Beitrag erschienen 2021 im Verlag Grünewald, schreibt Michaela Moser über Politik, Gemeinwesen und Soziokratie, die methodisch dazu beiträgt, dass tatsächlich und ganz im Arendt’schen Sinne sich so gut wie »alle Angelegenheiten durch das Miteinander-Reden und das gegenseitige Sich-Überzeugen« regeln. Weiterlesen: Download des gesamten Beitrags als PDF


Profilbild - Michaela Moser

Michaela Moser

Studium der Theologie, Philosophie und Public Relations

Seit 1995 Mitarbeit in Jugend-, Frauen- und sozialen Organisationen

Seit 1998 Mitarbeit im Koordinationsteam der Armutskonferenz und im Executive Committee des European Anti Poverty Networks EAPN,

2006-2012 Vizepräsidentin des EAPN

2004-2012 Leitung des PR-Büros der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen (asb)

Lehraufträge zu Sozialethik, Sozialpolitik, Armut, Lebensqualität und Verteilungsfragen an den Universitäten Innsbruck, Salzburg, Graz, und Winchester, sowie an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Mitglied des Beirats für den Bürger*innen-Rat zur Weiterentwicklung der Demokratie im Juni 2021

Sonderdruck – Moser Politik Care 220 231