Das Soziokratie Zentrum hat das Institut für partizipative Sozialforschung damit beauftragt ein Messinstrument für die Soziokratische KreisorganisationsMethode (SKM) zu entwickeln, zu testen und wissenschaftliche Auswertungen vorzunehmen.
“Die Ergebnisse zeigen, dass die Qualität der Teamarbeit mit dem Implementierungsgrad der Soziokratie stetig zunimmt”.
Das entwickelte Tool misst die Qualität der Teamarbeit anhand von 10 Dimensionen: Zielorientierung, Partizipationsgrad, effektive Umsetzung, Selbstorganisationsgrad, Qualität der Selbstorganisation, lernende Organisation, Potentialentfaltung, Vertrauen, Effizienz sowie Zusammenspiel von Team und Gesamtorganisation. Diese zehn Dimensionen wurden in mehreren Workshops gemeinsam mit dem Soziokratie Zentrum definiert und mithilfe eines Fragebogens erhoben.
“Soziokratisch geführte Teams sind nicht nur effizienter, ihre Mitglieder können ihre Potentiale in den Teams besser entfalten als in nicht-soziokratisch geführten Teams”.
Das Auswertungssystem
Jede der 10 Dimensionen wird anhand einer Fragebatterie, bestehend aus 4-8 Indikatoren, gemessen. Die angegebenen Werte werden zu einem Index summiert, dieser bildet die Ausprägung der jeweiligen Dimensionen anhand einer Skala von 0-100 ab, wobei 100 den maximal erreichbaren Wert darstellt und 0 den niedrigsten. Werte über 75 können als „gut“, Werte über 87,5 als „ausgezeichnet“ interpretiert werden. Werte unter 75 deuten auf Verbesserungsmöglichkeiten hin, Werte unter 67,5 zeigen Handlungsbedarf an.
Der Test
Bis zum aktuellen Zeitpunkt (06.04.2021) haben das Tool 479 Personen getestet. Die befragten Personen setzen sich aus zwei Gruppen zusammen.
- Repräsentatives Vergleichssample der österreichischen Erwerbsbevölkerung (N= 250).
- Eigene Erhebungen aus dem Umfeld des Soziokratie Zentrums, Verbreitung über Newsletter und Social Media (N= 229).
322 Personen des Gesamtsamples beantworteten den Fragebogen in Bezug auf ein Team, in dem Soziokratie nicht zum Einsatz kommt. Diese werden in der Folge mit folgenden Gruppen verglichen: 81 Personen wenden in ihren Teams einzelne Soziokratie-Elemente an, 39 Personen sind in Teams, die weitgehend soziokratisch organisiert sind und 37 Personen haben in ihren Teams die Soziokratische KreisorganisationsMethode dauerhaft implementiert.
Die Ergebnisse
Die Qualität der Teamarbeit nimmt mit dem Implementierungsgrad der Soziokratie stetig zu. Statistisch signifikant sind diese Unterschiede in den Bereichen Effizienz, naturgemäß dem Partizipationsgrad, dem Vertrauen, der Potentialentfaltung und dem Zusammenspiel von Team und Gesamtorganisation.
Vergleicht man die Personen in Teams ohne Soziokratiebezug mit der Gruppe der Personen, die SKM in ihren Teams vollständig implementiert haben, so ist der Indexwert für Effizienz bei soziokratisch geführten Teams um 38% höher, das Zusammenspiel zwischen Team und Gesamtorganisation um 24% besser, der Indexwert für Vertrauen und Fairness um 21% und der Wert für Potentialentfaltung um 16% höher. Soziokratisch geführte Teams sind offenbar nicht nur effizienter, ihre Mitglieder erleben ein besseres Miteinander und können ihre individuellen Potentiale in den Teams besser entfalten. Das hilft nicht nur den einzelnen Mitgliedern und ihren Teams, sondern auch der Gesamtorganisation.
Der Ausblick
Die erhobenen Daten zeigen welchen Beitrag die Soziokratische KreisorganisationsMethode SKM zu einer besseren Qualität der Teamarbeit leisten kann. Dabei stellt das Erhebungstool nicht nur für das Soziokratie Zentrum einen Vorteil dar, sondern auch für Individuen und Teams, die die Qualität ihrer Teamarbeit messen und vergleichen wollen. Soziokratie Coaches und Praktiker*innen können longitudinal Erhebungen in Teams durchführen und längerfristige Veränderungen, beispielsweise im jährlichen Abstand, erheben. All das hilft dabei, um den Erfolg der soziokratischen Methode wissenschaftlich bestätigen zu können. Das entwickelte Tool war hierfür ein erforderlicher und erfolgreicher erster Schritt. Mehr Vergleichsdaten, höhere Fallzahlen und longitudinale Messungen erhöhen die wissenschaftliche Belastbarkeit der Messungen.
Alfons Bauernfeind ist Mitbegründer und Vorstand des Instituts für partizipative Sozialforschung und Gesellschafter der measury Sozialforschung OG. Seine Arbeitsschwerpunkte sind soziale Wirkungsmessung und partizipative Begleitforschung von sozial- innovativen Unternehmungen. https://www.partizipative-sozialforschung.at